Mülheim. .

Mehr Leben in die Innenstadt bringen – das haben Renate Beckmann, Marlies Schröder und der junge Musiker Anton Georg Gölle geschafft. Mit Anklang. Im April startete das Trio aus zwei Ruhe-Ständlerinnen mit kreativen Bewegungsdrang und einem Studenten die Ini KIM (Kultur in Mülheim) an einem außergewöhnlichem Ort: Rick’s Café im Medienhaus am Synagogenplatz.

„Wir sehen es als Experiment“, sagten sie damals vorsichtig. Ein halbes Jahr später zeigt sich ein entspanntes, ein bisschen stolzes Lächeln auf den Gesichtern der beiden Damen: Nach vier Veranstaltungen, die jeden ersten Donnerstag im Monat zwischen Kaffee, Kuchen und Cocktails steigen, ist die Reihe so etwas wie ein kulturelles Sahnehäubchen geworden: „Die Veranstaltungen werden gut angenommen“, freut sich Marlies Schröder: „Was an der Vielseitigkeit liegt.“ Denn es werden pro Abend von 18 bis 20 Uhr in drei Blöcken Variationen aus Musik und mehr angeboten, mal mit Lesungen, mal mit Pantomime oder mit anderen Künsten gepaart.E

Etwa 80 Besucher pro Veranstaltung

Waren es zum Auftakt am 8. April unter dem Motto „Musikalisches Erwachen“ rund 150 Besucher, hat sich die Zahl inzwischen auf etwas über 80 eingependelt. Ein Glanzpunkt sei der Auftritt des Chores der Luisenschule beim „Sommerspecial“ gewesen, zu dem rund 100 Zuhörer kamen.

Mit der Reihe bekommen „junge Menschen, die Musik machen, außerhalb der Schule eine Plattform geboten“. Und genau darin sieht Solon Dellwig seine Chance. Mit sechs Jahren hat er angefangen, Geige zu spielen. „Ich habe sonst keine Möglichkeit vorzuspielen, weil ich nicht in einem Orchester bin“, sagt der heute elfjährige Folkwang-Musikschüler. Am Donnerstag, 1. September, 18 Uhr, tritt der junge Geiger in der Öffentlichkeit auf: Mit Werken von Monti, Mozart und Bach. Schon nervös? „Nö“. Daneben sind zu hören: Sergej, der von seiner Großmutter Galina Kopp am Klavier begleitet wird, sowie zwei Überraschungsgäste.

Zusammenarbeit mit Medienhaus funktioniert

Gestartet war das KIM-Trio mit dem Ziel, Generationen mit klassischer Musik an einem Ort jenseits des Konzertsaales zusammen zu bringen. „Die heutigen Musikstudenten sind an neuen Formaten interessiert“, sagt Beckmann. Vorrangig gehe es darum, „niederschwellig Musik zu machen“. Und „es ging uns dabei natürlich auch um die Belebung der Innenstadt“, so Schröder. Denn: „Das Medienhaus ist auch ein Kulturhaus.“

Die Zusammenarbeit zwischen Medienhaus und der KIM-Ini funktioniere gut. So stelle Medienhaus-Chefin Claudia vom Felde immer gern ein E-Piano zur Verfügung. Bei Cafébetreiberin Marion Appenzeller stießen sie mit ihrer Idee auf offene Türen, denn der schwebte schon immer eine Kaffeehaus-Kultur vor.

Die jungen Talente findet Beckmann, pensionierte Musik- und Deutschlehrerin, unter ihren ehemaligen Schülern und an Schulen oder per Mundpropaganda. Die Mitwirkenden erhalten ein kleines Taschengeld als Gage. Der Eintritt zu den KIM-Donnerstagen ist frei, Spenden sind erwünscht und Sponsoren willkommen. Da die Initiative kein Verein ist, hat sie sich dem frisch gegründeten Kammermusikverein NRW angeschlossen, wo Anton Georg Gölle mit im Vorstand sitzt. Also, alles gute Voraussetzungen, dass KIM das kulturelle Leben in der Innenstadt weiterhin bereichern kann.