Mülheim. . Die Stadt Mülheim sucht ein Leitbild, das später auch auf den Ortseingansschildern zu lesen sein soll. Die CDU schlägt “Hochschulstadt“ vor. Ein Interview mit dem SPD-Unterbezirksvorsitzenden Lothar Fink.
Leitbild für Mülheim gesucht, das auch eines Tages auf den Ortseingangsschildern zu lesen sein soll. Die CDU schlägt spontan ,Hochschulstadt’ vor und will dies in politische Gremien demnächst einbringen. Für Sie ein gangbarer Weg?
Lothar Fink (SPD): Nein. Die CDU hat scheinbar das Sommerloch entdeckt. Der Vorschlag ist weder in der Politik noch in der Bürgerschaft nur ansatzweise diskutiert worden. Ein mögliches Leitbild muss nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich breit diskutiert werden, denn es sollte am Ende von einer großen Mehrheit getragen werden. Es muss von den Menschen gelebt und gefühlt werden. Also mit Schnellschüssen geht’s nicht.
Könnten Sie sich denn Hochschulstadt als Leitbild für Mülheim vorstellen?
Fink: Die Hochschule ist für die Stadt sicherlich eine gute Sache, sie ist aber auch noch ein sprießendes Pflänzchen, und ein Alleinstellungsmerkmal ist eine Hochschule erst recht nicht. Mülheim ist und kann auch nicht nach so kurzer Zeit Hochschulstadt sein, da gehört viel mehr dazu als nur die Institution Hochschule. Im Ruhrgebiet könnte vielleicht Bochum den Titel tragen. Auch Stadt am Fluss, was viele Bürger kürzlich in Ihrer Zeitung als herausragendes Merkmal für Mülheim nannten, ist nichts Außergewöhnliches.
Halten Sie ein Leitbild überhaupt für sinnvoll?
Fink: Durchaus. Aber daraufhin muss dann auch die gesamte Politik einer Stadt ausgerichtet werden, und das nicht nur für eine kurze Zeit.
Was könnte für Sie ein Leitbild in Mülheim sein?
Fink: Ich hätte zum Beispiel nichts gegen ein soziales Thema. Familienfreundliche Stadt etwa oder die behindertenfreundliche Stadt. Aber es reicht nicht, sich nur so zu nennen, das muss man spüren.
Kennen Sie eine Stadt, wo dies gut gelungen ist?
Fink: Ich war kürzlich in Erfurt. Die Stadt nennt sich behindertenfreundlich. Das spüren Sie dort auch als Besucher schon in wenigen Tagen, und nicht nur daran, dass es dort einen ertastbaren Stadtplan gibt
Wie will die SPD das Thema ,Leitbild’ angehen?
Fink: Wenn wir eine große Gemeinsamkeit wollen, brauchen wir eine breite Debatte, und nicht nur in politischen Gremien. Die Reihe der SPD ,Kommunal. Werk.Stadt’ wäre auch ein Ort dafür.
In Speldorf und in Stadtmitte hat es dieses neue öffentliche Forum bereits gegeben. Entsprach die Resonanz Ihren Vorstellungen?
Fink: Ich bin mit dem Auftakt sehr zufrieden. Mir kommt es darauf an, dass die Bürger Wünsche und Kritik offen äußern können, dass Politik diese aufnimmt und in ihre Gremien, also zunächst in die Bezirksvertretungen, trägt. In Speldorf hat das gut geklappt. In Stadtmitte war auch viel Visionäres im Spiel. Aber auch das ist gut und hilft, mal in neue Richtungen zu denken.