Mülheim.

Viele Migranten, die vor Jahrzehnten zum Arbeiten ins Land kamen, wollten ihren Ruhestand in der Heimat verbringen. Doch etliche sind heimisch geworden, sind auch in Mülheim geblieben. Die Awo, die das Begegnungs- und Servicezentrum für Senioren (BuSS) an der Bahnstraße betreibt, hat jetzt die erste Reihe ihres Projektes „Älter werden in Deutschland“ abgeschlossen.

Ein Unternehmen, das vor allem türkische Senioren integrieren, über Möglichkeiten informieren möchte. Das BuSS liegt mitten in der Stadt und nahe der Moschee in Eppinghofen – doch von allein finden die Menschen mit Migrationshintergrund nicht so einfach hin.

Für die Veranstaltungsreihe für Senioren und Angehörige holte die Awo sich den Verein „Türkische Sozialdemokraten“ mit ins Boot, der Erfahrung hat mit Seminaren speziell für Migranten.

Eigene Kultur wird im Alter wichtiger

BuSS-Leiterin Elke Domann-Jurkiewicz sprach auf sechs Terminen Themen an wie stationäre und ambulante Versorgung, Hilfsangebote, Essen auf Rädern und vieles mehr. Um herauszubekommen, welche Bedürfnisse vorliegen. Die Heimat vermissen viele im Alter ganz besonders, weil das Reisen nicht mehr so einfach möglich ist. Die eigene Kultur wird im Alter wichtiger.

Einsamkeit im Alter ist so ein Thema, das sich wohl nicht so sehr von den Ängsten deutscher Senioren unterscheidet. Aber auch ganz praktische Probleme gibt es, so die Leiterin der Begegnungsstätte: „Viele können die Packungsbeilage der Medikamente nicht verstehen, das macht ihnen Angst“, sagt sie. Bei Beschreibungen in anderen Sprachen fehle oft die türkische. Und bei der Essenslieferung wünschten sich viele einen türkischen Anbieter. Nicht nur die Älteren kamen zu den Informationsabenden, auch die Jüngeren. Traditionell werden in den türkischen Familien die Eltern versorgt. „Aber die Jungen sind ja oft berufstätig“, so Elke Domann-Jurkiewicz, „man muss sich schon überlegen, wie das dann gehen soll.“

Türkisches Seniorenzentrum

Ein interkultureller Ansatz, ein türkisches Seniorenzen­trum – so weit ist die Awo noch nicht, doch Geschäftsführer Lothar Fink kennt längst Beispiele, etwa aus Duisburg. „Überlegungen dazu haben wir auch.“ Das Begegnungszentrum für Senioren will die Veranstaltungsreihe für türkische Mitbürger im Herbst wieder anbieten. Die Türen an der Bahnstraße stehen schon jetzt jedem auf, türkische Ansprechpartner gibt es auch.

Der Wunsch von Leiterin Domann-Jurkiewicz – „dass deutsche und türkische Senioren an einem Tisch sitzen.“