Mülheim. .

Welche Weichen stellt das Perspektivkonzept Fußball für Styrum? Bürger und Vereine fürchten, dass in ihrem Stadtteil mit seiner besonderen Sozialstruktur der Sport leiden werde.

Besonders Kindern und Jugendlichen – gerade auch solche mit Migrationshintergrund – werden künftig Flächen fehlen, wo sie sich sportlich bewegen und austoben können. Sogar der Schulsport, glauben die Kritiker, werde unter dem Rückbau und Verkauf der Sportanlage „Von-der-Tann-Straße“ leiden.

Stadt und Sportpolitiker machten jetzt deutlich: Um neue Sportanlagen oder die Sanierung etwa in anderen Stadtteilen finanzieren zu können, müssen Plätze geschlossen und als Wohnflächen veräußert werden. 13,1 Mio Euro will, muss die Stadt dafür erwirtschaften. Dies jedoch gehe auf Kosten eines sozial schwachen und dabei geburtenstarken Stadtteils, kritisiert Jürgen Weinzierl, Styrumer und erster Vorsitzender des Verbands Mülheimer Handballvereine.

Betroffen sieht er in erster Linie Kinder und Jugendliche, denn als Alternative für die professionelle Sportfläche sind das Ruhrstadion und der Sportplatz an der Moritzstraße vorgesehen. Beide liegen aber im Süden des Stadtteils, jenseits des Bahndamms. „Es ist schwierig, sie zu Sportstätten zu bringen, die nicht in ihrem Umfeld liegen“, sagt Weinzierl und spricht aus Erfahrung: Viele Jahre baute er eine junge Handballmannschaft auf. Wenn Kinder nicht an weiter gelegene Orte gebracht und abgeholt werden können, kommen sie nicht, weiß er, noch schwieriger sei es, wenn es sich um Mädchen mit Migrationshintergrund handle. Und nur wenige Eltern fahren ihre Kinder zum Sport.

Doch kinderreich ist Styrum, es wächst sogar mehr als andere Stadtteile. Ob diesen Gruppen zukünftig neue Flächen für Sport und Bewegung zur Verfügung stehen, lässt das Konzept weitestgehend offen: „Wir sind noch am Anfang unserer Planung“, versichert Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice. Man sei im Gespräch mit der Stadtteilkonferenz etwa darüber, das Grünstück zwischen Augusta- und von-der-Tann-Straße umzubauen und dort Bewegungsangebote für jeden Bürger zu schaffen. Zudem soll der nahe Bolzplatz erneuert und mit Möglichkeiten für die Leichtathletik erweitert werden. Dies allerdings käme zunächst dem Schulsport zugute. Inwiefern der Platz für alle nutzbar sein wird, ist offen.

Nicht nur sportlich hält Weinzierl dagegen das Konzept für einen Rückschritt, er sieht soziale Strukturen zu wenig berücksichtigt: „Man beschwert sich, dass Jugendliche auf der Straße rumlungern und nimmt ihnen dann die Alternativen.“

Bis 2013 bleibt der Sportplatz „Von-der-Tann-Straße“ zwar erhalten, teilt Martina Ellerwald mit. Spätestens dann muss aber eine Lösung für die Schulen, Vereine und Bürger geschaffen sein.