Mülheim. .

Was die Politik nun auf den Weg bringt, wird an der Rembergschule schon seit Jahren gelebt. Stichwort Inklusion: Beim siebten Integrativen Schülerband-Festival „Schools on Stage“ rockten am Samstag Bands aller Schulformen.

Rund 500 Besucher tanzten auf dem Gelände der Rembergschule – Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung amüsierten sich gemeinsam. Was beim Feiern klappt, lässt sich jedoch nicht unbedingt aufs Lernen übertragen, finden viele der Eltern.

Als Außenseiter fühlen

Der Schulhof hat sich in einen Festivalplatz verwandelt. In einem Parcours kreisen Kinder auf Dreirädern um Pylonen, während die Älteren vor den beiden Bühnen tanzen. Dort treten neun Bands auf, darunter die „School of Rock“ der Tersteegenschule, „Brandstifter“ von der Willy-Brandt-Schule oder „Monkey Brad“ vom Otto-Pankok-Gymnasium. Natürlich hat auch „Anita“ ihren Auftritt: Die Jungs und Mädchen der Rembergschule spielen Coversongs.

Heidi und Heinz Golkenrath sind begeistert von der Band. Genau wie ihr 18-jähriger Sohn Felix, der die Rembergschule seit drei Jahren besucht und hier aufgrund seiner geistigen Behinderung spezielle Förderung erhält. Dass Felix in einer Regelschule - also gemeinsam mit Schülern ohne Behinderung - unterrichtet wird, können sich die Eltern nur schwer vorstellen. „In der Theorie klingt das gut, doch in der Praxis gibt es dafür zu viele Hürden“, meint Dr. Heinz Golkenrath. „Das fängt bei den Berührungsängsten in den Köpfen an.“ Gemeinsamer Unterricht könne zwar innere Barrieren bei Nicht-Behinderten abbauen und den Umgang untereinander normalisieren, Kinder mit Handicap würden sich in einer gemischten Gruppe dennoch als Außenseiter fühlen, glauben die Eltern. In einer Förderschule sei der Druck eben geringer.

80 Prozent inklusiver Unterricht

Dabei haben sich alle Mülheimer Parteien zum Ziel gesetzt, in 80 Prozent aller Schulen inklusiven Unterricht anzubieten. Konkret soll in jedem Stadtteil mindestens eine Grundschule inklusiv unterrichten, an weiterführenden Schulen müsse pro Schulform mindestens eine Schule behinderte Kinder aufnehmen.

„An der Grundschule kann das gemeinsame Lernen klappen, an weiterführenden Schulen stelle ich mir das schwierig vor“, findet Gaby Wiechelt. Ihre Tochter hat das Down Syndrom und besucht ebenfalls die Rembergschule. „Hier fühlt sie sich sehr wohl, da sie die bestmögliche Förderung erhält und individuell in kleinen Lerngruppen von zehn Kindern und zwei Lehrern unterrichtet wird“, erklärt Gaby Wiechelt. „Es kommt immer auf die Art der Behinderung an“, findet die Mutter. „In einer Förderschule können die Kinder intensiver und praxisnaher gefördert werden, als in einer Regelschule.“

Aktive Beteiligung

Ulrike und Andreas Roth haben ihren Sohn Florian (9) bewusst an der Waldorfschule angemeldet. Dort gebe es verschiedene Klassenzweige, in denen Kinder mit und ohne Behinderung lernen. „In manchen Fächern werden die Kinder dann gemischt unterrichtet“, erklärt Andreas Roth. „In Fächern wie Sport oder Handarbeit klappt das gut.“ In Mathe oder Deutsch sei das aber schwierig umsetzbar. „Da geht die Schere zu weit auseinander.“ Dennoch tue es Florian gut, auch Kontakt zu nicht behinderten Kindern zu haben. „Zumindest fühlt er sich dort sehr wohl“, sagen die Eltern.

„Es bleibt eine spannende Entwicklung in der Mülheimer Schullandschaft, an der wir uns aktiv beteiligen wollen“, sagt Rembergschulen-Leiter Peter Kalde. Ohnehin sei die Rembergschule gut vernetzt, nicht nur was das Integrative Schulfest angeht. „Wir haben bereits viele Kooperationsprojekte mit anderen Schulformen.“ Und erklärt: „Mit 4,17 Prozent haben wir eine geringe Förderschulquote, was bedeutet, dass die allgemeinen Schulformen bereits gut fördern.“ Auch wenn der Ausbau der Inklusion eine Reduzierung der Förderschulen bedeute, seien die Pläne der Politik durchaus zu unterstützen.