Mülheim. . Der WAZ sind Informationen zugespielt worden, nach denen die Awo Mülheim im Januar erhebliche Geldprobleme hatte. Geschäftsführer Fink bestätigt die Zahlen, nennt die Öffentlichmachung “ungeheuerlich“. Die Awo sei aber dennoch auf einem guten Weg.

Keine Woche, nachdem Awo-Geschäftsführer Lothar Fink als designierter Vorsitzender der Mülheimer SPD präsentiert wurde, sind der WAZ anonym Informationen zugespielt worden, mit denen der Kandidatur Finks offenbar Schaden zugefügt werden soll: Die Awo hatte im Januar erhebliche Liquiditätsprobleme, kurzfristig war die Zahlung von Gehältern in Höhe von 120.000 Euro gefährdet.

Der WAZ liegt das Protokoll einer Vorstandssitzung des Awo-Bezirksverbandes Niederrhein vor, in dem die finanzielle Schieflage im Mülheimer Kreisverband behandelt wurde. Demnach hat Fink den Geschäftsführer des Bezirksverbandes, Erwin Knebel, am 17. Januar über die Zahlungsschwierigkeiten informiert und beim Bezirk um ein Darlehen gebeten. Der Wunsch wurde abgewiesen

"Schwieriges Geschäftsjahr 2010"

Auf Nachfrage bestätigte Fink diesen Sachverhalt, allerdings hörbar zerknirscht, dass das betreffende Protokoll öffentlich gemacht wurde. Dies sei „ungeheuerlich“. Mit der „politischen Motivation dahinter“ könne er leben, so der 49-Jährige, der Ende März zur Wahl des SPD-Parteivorsitzenden antritt. Mit der provozierten Beunruhigung in der Belegschaft nicht. Bislang sei es gelungen, den rund 160 Mitarbeitern und dem Betriebsrat die Problematik und alle Schritte zur Gesundung zu vermitteln.

Grund für die Schieflage sei in erster Linie das „schwierige Geschäftsjahr 2010“, das erstmals in seiner 13-jährigen Amtszeit ein Minus gebracht habe, so Fink. Er habe den Kreisverband 1998 in einer Situation übernommen, da dieser „fast insolvent“ gewesen und in nahezu allen Bereichen sanierungsbedürftig gewesen sei.

Lohn kommt pünktlich

Seither sei es stets notwendig gewesen, gleichzeitig nach Einsparpotenzialen zu suchen und nach zusätzlichen Geschäftsfeldern, mit denen Geld zu verdienen sei. Sozialunternehmen, da gebe es viele Beispiele in der Nachbarschaft, agierten auch aufgrund unzureichender öffentlicher Förderung immer am Rand zur Illiquidität. Drängend wurde das Problem im Januar laut Fink auch deshalb, weil Zahlungseingänge auch seitens der Stadt nicht zeitnah hätten verbucht werden können. Dieser Missstand sei indes „geheilt“.

So seien auch die Zahlungsschwierigkeiten ausgeräumt. Die Beschäftigten hätten nur im Januar einige Tage auf ihr Geld warten müssen. Den Februar-Lohn habe die Awo pünktlich überwiesen – auch künftig werde es keine Probleme geben. Fink beruft sich auf ein auf drei Jahre angelegtes Sanierungsgutachten, das im Vorjahr auf Wunsch der Sparkasse erstellt worden ist. Im Protokoll zur besagten Vorstandssitzung des Bezirksverbands heißt es dazu, dass der Awo attestiert sei, sanierungsfähig zu sein und im laufenden Jahr einen Überschuss von 200 000 Euro zu erwirtschaften. „Man kann ganz beruhigt sein“, so der Geschäftsführer.

2011 werde man mit einer schwarzen Zahl abschließen, weil man gegengesteuert habe. Defizitäre Bereiche mochte Fink nicht benennen, man habe aber etwa damit reagiert, dass man Personal in Bereiche umgesetzt habe, die wirtschaftlicher zu betreiben seien. Fink: „Der Kreisverband ist gut aufgestellt. Es gibt nur zwei Bereiche, auf die wir schauen müssen.“