Mülheim. Mitte der 80er Jahre zeichnete die Künstlerin Ursula Graeff-Hirsch Inszenierungen des Theaters an der Ruhr. Mit dem Intendant Roberto Ciulli geht sie die Arbeiten 25 Jahre später durch - und schwelgt in Erinnerungen an große Momente.

„Ah, die Lulu, und da Kasimir und Karoline“ – mit einem Ausruf des Erstaunens schaut sich Roberto Ciulli die Zeichnungen an, die Künstlerin Ursula Graeff-Hirsch auf ihrem Arbeitstisch in ihrer Wohnung vor ihm ausbreitet. An jede einzelne Szene, jede Schauspielerin und jeden Schauspieler kann sich Ciulli erinnern. Zu allem fällt dem Theaterleiter eine Geschichte oder Anekdote ein.

Mappe für Mappe hat die Mülheimer Künstlerin die Theaterstücke sorgfältig mit Titeln, Ort und Datum beschriftet. Die feinen und zart kolorierten Zeichnungen, die Figuren und Gesichter bis ins Detail erkennen lassen, stammen aus der Mitte der 1980er Jahre. Bei den Proben saß die Künstlerin damals im Saal, „im Dunklen habe ich kleine Skizzen gemacht und sie später zu Hause ausgearbeitet“, sagt Ursula Graeff-Hirsch. Rund 80 Arbeiten sind während dieser Zeit entstanden, von denen Ciulli beeindruckt ist: „Eine Hommage ans Theater an der Ruhr.“ An so etwas hatte die Kreative noch nicht gedacht, als sie vor über 25 Jahren die Stücke auf Papier einfing, „sondern ich habe mit Interesse und Leidenschaft die Inszenierungen verfolgt“. Es sei schön, diese Wechselwirkung zwischen Theater und Mülheimer Künstlern zu sehen, so Ciulli.

Blatt für Blatt ziehen die Jahre in Inszenierungen vorüber

"Lulu", "Tote ohne Begräbnis", "Der kroatische Faust", "Kaspar" und andere mehr – bei "Glückliche Tage" erinnern sich beide, dass Veronika Bayer zu russischer Musik getanzt hat. Die Schauspielerin, die 1981 zum Ensemble des frisch gegründeten Theater an Ruhr gehörte und lange Jahre dort war, starb 2008 in Bochum.

Blatt für Blatt ziehen die Jahre in Inszenierungen vorüber. Nicht immer sind die Erinnerungen schön, die Ciulli daran knüpft. Wie bei Kasimir und Karoline, Premiere 1985, damals noch in der Stadthalle. „Ein entsetzlich trauriges Jahr“, sagt er. Ein Jahr des Abschieds. Gordana Kosanovic, seine damalige Lebensgefährtin, starb am 8. August 1986. Auch solch persönliche Geschichten gibt Ciulli bei seinen Theaterführungen jeden ersten Sonntag im Monat preis. Vielleicht werden Besucher der Schauspielerin noch einmal begegnen. Jedenfalls hat Ciulli die Idee zur Ausstellung der Zeichnungen.