Mülheim. Die 2008 eingerichtete Umweltzone streift bisher Styrum nur am Rande. Das dürfte sich ändern. Laut Plänen der Bezirksregierung soll ab dem kommenden Jahr gleich ein Drittel des Mülheimer Stadtgebietes zur Umweltzone werden.

Das „Zönchen“ wächst sich aus: Die 2008 eingerichtete Umweltzone, die bisher Styrum nur am Rande streift, soll nach Plänen der Bezirksregierung ab Januar 2012 ausgeweitet werden – auf ein Drittel des Stadtgebiets, in dem zwei Drittel der Mülheimer wohnen.

Was geschah bisher?

Im August 2008 wurde der erste und bisher letzte Luftreinhalteplan rechtskräftig, der Mülheim betrifft. Eine der darin beschriebenen Maßnahmen war die Einrichtung von Umweltzonen, in die nur Autos mit einer entsprechend farbigen Plakette einfahren dürfen. Diese erstrecken sich bis heute wie ein Flickenteppich über das Ruhrgebiet und betreffen Mülheim kaum.

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und der Rat der Stadt sprachen sich damals gleichermaßen gegen die Pläne aus, erinnert sich Gabriele Wegner, stellvertretende Leiterin des Amts für Umweltschutz, und nennt den Grund: Die Pläne gingen allen nicht weit genug. Laut Messungen belastete Bereiche blieben außen vor, die Zonen seien zu isoliert und klein.

Der Regierungspräsident wies die Stadt dennoch an, die Zone einzurichten. Seitdem wurden Daten erhoben und an einer Verbesserung – sprich: Ausweitung – gearbeitet. Der neue Luftreinhalteplan, der dies vorsieht, liegt seit dem 27. Juni im Service-Center-Bauen, Technisches Rathaus, aus.

Wie sehen die Pläne konkret aus?

Das Umweltzonen-ABC

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    Der Flickenteppich soll geschlossen werden und im Ruhrgebiet eine große, zusammenhängende Umweltzone entstehen. Nach aktuellem Stand wird sie auf Mülheimer Gebiet Styrum, Heißen und die Heimaterde, Dümpten, Winkhausen, die Innenstadt mit Eppinghofen und die Altstadt komplett umfassen, zudem Teile von Saarn, Broich, Speldorf, Menden, Holthausen und Raadt. „Damit“, sagt Gabriele Wegner, „haben wir die meisten belasteten Gebiete abgedeckt.“ Allein Selbeck, das im Bereich des Autobahnkreuz’ Breitscheid grenzwertige Stickstoffdioxidwerte aufweist, bleibt komplett außen vor. „Was wir damit machen“, sagt Gabriele Wegner, „wissen wir noch nicht.“

    Die größten Teile der nicht in die Umweltzone einbezogenen Bereiche sind nicht besiedelt, und bewohnte, wie beispielsweise die Saarner Kuppe, seien nicht gefährdet. „Die Belastung hat mit dem Verkehrsaufkommen zu tun, aber auch mit der Durchlüftung. Diese ist dort durch die Art der Bebauung gegeben“, sagt Gerald Angstmann vom Umweltamt. Autobahnen sind von den Plänen grundsätzlich ausgenommen.

    Ab wann soll die Umweltzone kommen?

    Zum 1. Januar 2012. Allerdings wird es, wie bereits 2008, eine schrittweise Einführung geben: Zuerst dürfen nur Kraftfahrzeuge ohne Plakette die Zone nicht befahren. Ab 1. Januar 2013 sind ebenfalls rote Plaketten gesperrt. Bis schließlich ab 1. Juli 2014 nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette erlaubt sind.

    So soll Autofahrern Zeit gegeben werden, sich auf die Änderungen einzustellen und sich gegebenenfalls schadstoffärmere Autos anzuschaffen. Denn dies ist letztlich das Ziel, das laut aktuellen Zahlen des Umweltamts auch Stück für Stück erreicht wird: Waren 2007 noch rund 4500 Fahrzeuge ohne Plakette unterwegs, waren es 2010 noch etwa 2000. Auch bei Fahrzeugen mit roter (2007: ca. 3300, 2010: ca. 1200) und gelber Plakette (2007: ca. 8600, 2010: ca. 7200) ist die Tendenz fallend.

    Wie wird verbotene Einfahrt geahndet?

    Aktuell müssen Autofahrer, die unerlaubt in eine Umweltzone einfahren, mit finanziellen und verkehrsrechtlichen Konsequenzen rechnen: Sie erwartet ein Knöllchen über 40 € und Punkte in Flensburg.

    Wie geht es nun weiter?

    Nun ist die Politik an der Reihe: Das Amt für Umweltschutz wird die erstellten Pläne in den nächsten Umwelt- und Wirtschaftsausschuss einbringen. Nach den Sommerferien hat dann der Rat das Sagen – wobei die Erfahrungen aus 2008 berücksichtigt werden sollten.