Mülheim.

Wenn man es genau nimmt, kann ein Veranstaltungsort nur sein „Bestehen“ feiern. Das aber klingt irgendwie kühl, nüchtern und passt damit gar nicht zu der Herzensangelegenheit, die die Freilichtbühne für zwei Vereine seit Jahren ist. Deshalb wird Dienstag, 28. Juni, auf den Tag genau 75 Jahre, nachdem die Bühne erstmals bespielt wurde, „Geburtstag“ gefeiert. Und eben weil alle mit viel Herz bei der Sache sind, gab es im Vorfeld ein wenig Krach darüber, wie das genau geschehen soll.

Wie so oft ist es nur ein Detail, das die Gemüter erhitzt. Im Fall der Geburtstagsfeier ist es der Abschluss. Den nämlich wollte Horst van Emmerich, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Freilichtbühne, mit einem Knall gestalten. Ein Feuerwerk sollte her.

Das lehnen die Mitglieder des zweiten an der Dimbeck aktiven Vereins, Regler Produktion, kategorisch ab und nennen drei Gründe: den Charakter der Feier, der mit Blick auf die bewegte und teils dunkle Historie des Areals eher entspannt und besinnlich sein sollte, die anfallenden Kosten von 1600 € sowie Rücksichtnahme auf die Nachbarn an einem Werktag. „Mit deren Wohlwollen steht und fällt der Erfolg“, betont Regler Hans-Uwe Koch.

Kein Feuerwerk

Die – auch öffentlich geführte – Diskussion war hitzig, beide Seiten lange unnachgiebig. Freitag zeichnete sich jedoch ab, dass kein Feuerwerk stattfinden wird. Stattdessen setzt die Regler Produktion in Kooperation mit dem Förderverein auf ein besinnliches Fest mit „Tiefgang und viel Freude“, wie Koch es nennt. Ab 18 Uhr wird nach der offiziellen Begrüßung und der Vorführung eines Zusammenschnitts von in diesem Jahr Gezeigtem auf der großen Bühne, oben auf der Wiese ein „generationenübergreifendes“ Programm gemacht.

Unter anderem referiert Henning Schulze über „Spuren der Zeit – 75 Jahre Freilichtbühne Mülheim“. Sein Vater Erich Schulzke plante als Bauinspektor beim Gartenamt ab 1933 das Areal. Zudem wird Peter-Michael Schüttler einen 15-Minuten-Krimi lesen, Martin Freund zaubert, „C(h)orpus Delicti“ singt und Roland T. Sterges musiziert live. Der Eintritt ist frei. Am Ende geht der Hut für die Künstler rum.

Sommernachtstraum

Abwechslungsreich soll der Abend werden und damit dem üblichen Programm entsprechen. In den vergangenen 75 Jahren gingen etwa Karl-May-Festspiele und Kindertheater, Hiphop-Festivals und Orchesterkonzerte, Ballett und wissenschaftliche Experimente über die Freilichtbühne. Eine Besonderheit war auch das Konzert der Band „The New“ in den 70er Jahren. Ausschnitte davon werden Dienstag gezeigt.

Zudem sind Szenen aus der Max-Reinhard-Verfilmung „Ein Sommernachtstraum“ zu sehen. Damit wird der Bogen zur ersten Veranstaltung 1936 geschlagen, einer Aufführung des Shakespeare-Stücks. Damals kamen 3000 Menschen.