Mülheim. .
Das Missverständnis ist verständlich: Mit seiner weißen Schürze und dem weißen Halstuch erinnert Wolfgang Kaschluhn wirklich an einen Koch. Für die Kinder, die zum Mittagstisch des CVJM kommen, war deshalb klar: Der Wolfgang kocht für uns.
Doch das stellte der schnell richtig, in seiner für ihn typischen Art. „Jungs“, sagte er, „würd’ ich kochen, wär’ das schärfer. Ich verteil’ nur.“ An mindestens zwei Tagen in der Woche. Ehrenamtlich.
Steht Wolfgang Kaschluhn im Durchgang zur Küche, füllt er sie ganz aus. Groß ist er, für kleine Kinder muss er noch größer wirken. Doch der 52-Jährige ist kein Typ, der Kindern Angst einjagt. Er kommt eher bärig-kumpelig daher. Einen flotter Spruch, einen Witz hat er ständig auf den Lippen und wenn der junge Christoph freitags um drei hungrig ins CVJM-Haus kommt, die Nudeln aber schon aus sind, wird eben Reis aufgesetzt.
„Für uns“, sagt Alex Fendel, „ist Wolfgang mit seiner offenen Art und seiner Herzlichkeit ein echter Gewinn.“ Doch der Gewinn beruht auf Gegenseitigkeit. „Ich tanke hier förmlich auf“, sagt Wolfgang Kaschluhn. Und: „Meine Bekannten haben auch schon gesagt, dass ich offener geworden bin seit ich hier mithelfe.“
Endlich eine Aufgabe
Denn für ihn war es endlich eine Aufgabe nach längerer Auszeit: 2004 hatte er einen Unfall, der in für vier Jahre an den Rollstuhl fesselte. Seinen Beruf beim Bahntechnischen Untersuchungsdienst, bei dem er Güterzüge kontrollierte, konnte er auch, nachdem er mühsam wieder das Gehen erlernt hatte, nicht mehr ausüben. Also entschloss er sich, beim CBE vorbeizugehen, „bevor mir die Decke auf den Kopf fällt“. Sofort bewarb er sich beim CVJM, um mit Kindern zu arbeiten.
Seit Oktober ist er dort im Einsatz, wärmt zweimal in der Woche das angelieferte Mittagessen auf, deckt den Tisch, serviert das Essen, spült wieder ab und steht hinter der Theke für eine Plauderei bereit; von 12.30 Uhr bis 16 Uhr ist er da meistens aktiv. So viel Spaß macht ihm der Umgang mit den neun- bis 16-Jährigen, mit den „Kids“, wie er sie nennt, dass er zusätzlich noch zweimal in der Woche von 16 bis 19 Uhr Thekendienst schiebt.
Mittagstisch für Sozialschwache
„Wolfgang bringt sich von den Ehrenamtlichen am intensivsten ein“, sagt auch Alex Fendel. Seit dreieinhalb Jahren gibt es den Mittagstisch, der Kinder aus sozialen schwächeren Familien kostenlos mit warmem Essen versorgt. Seitdem wechselten sich die Küchenhilfen stetig ab. „Einige blieben nur für ein paar Wochen“, sagt Alex Fendel. Die Lautstärke, die teils fordernde Art, die Jugendliche eigen sei, brachten viele schnell an ihre Grenzen. Wolfgang Kaschluhn hingegen liebt den Trudel: „Ich kann hier aufblühen.“
Doch nicht nur für Spaß ist der Ehrenamtliche zu haben. Wichtig sei auch, den Kindern zu zeigen, dass man sie ernst nimmt, dass man zuhört. „Thekengespräche“ nennen sie das beim CVJM, wobei Wolfgang Kaschluhn betont, seine Grenzen zu kennen und verweist da auf die Hauptamtlichen. Alex Fendel: „Weil Wolfgang uns so toll unterstützt, haben wir mehr Zeit für solche Dinge.“ Dafür hat Wolfgang Kaschluhn die Herrschaft über Theke und Küche übernommen: „Ich fühle mich dafür verantwortlich und dann muss das auch fluppen.“