Mülheim.. Beim Schnuppertag an der Hochschule Ruhr-West in Mülheim haben sich Oberstufenschüler über das Maschinenbau-Studium informiert. Ab dem Wintersemester will die Hochschule mit einer neuen Fächerkombination besonders Frauen ansprechen.

Ein großes schwarzes Oval gibt künftigen Maschinenbauern Rätsel auf: Thomas Heinrich hat es an diesem Morgen in die Hochschule Ruhr-West (HRW) mitgebracht, dazu ein kleines graues Kettenfahrzeug aus Lego. Es soll später die Linien des Ovals entlang fahren, klärt der wissenschaftliche Mitarbeiter vom Institut Maschinenbau die Kursteilnehmer auf. Und das möglichst schnell.

Eine nur scheinbar simple Aufgabe für rund 25 neugierige Gymnasiasten und Berufsschüler, die zu der laufenden „Woche der Studienorientierung“ der HRW einfach mal in das Studienfach reinschnuppern wollen. Einige von ihnen könnten schon in diesem Wintersemester ins Fach einsteigen, andere wiederum beenden die Schule erst 2012 – man kann sich eben nicht früh genug informieren.

Querdenken ist ein Muss

Jetzt rauchen aber die Köpfe, denn das Fahrzeug ist mit einem Sensor und Motor ausgestattet, der allerdings erst programmiert werden will. Der Sensor tastet die schwarze Linie des Ovals ab, nur muss dem Motor eben per Steuerung gesagt werden, wann er jeweils die linke oder rechte oder gar beide Ketten bewegen muss, um auf Linie zu bleiben. So programmieren die Schüler Steuerbefehle für jede Eventualität am Computer, anschließend wandern die Daten rüber in das Steuergerät. Doch erst, wenn das Fahrzeug korrekt fährt, ist klar, ob man richtig programmiert hat. Scheitern macht klüger.

Schon jetzt ist jedoch vielen bewusst: Der Maschinenbauer muss quer denken können. Wissen in Mechanik, Elektrotechnik und Informatik ist hier gefragt. Nach wenigen Minuten hat das erste Team sein Fahrzeug erfolgreich im Kreis fahren lassen. Nach einer Viertelstunde sind alle so weit.

Neues Fach an Hochschule Ruhr-West

Thomas Heinrich ist zufrieden: Erst hätten die Teilnehmer skeptisch geguckt, glaubt er, „Lego ist Spielzeug, hat der eine oder andere wohl gedacht, aber als sie gesehen haben, dass die Aufgabe nicht einfach ist, da hat sie der Ehrgeiz gepackt“.

Zufrieden mit dem Schnuppertag für künftige Ingenieure ist auch Professor Dr. Ing. Markus Schneider: „Die Teilnehmer haben verstanden, dass Maschinenbau ein vielfältiges Fach ist, das viele Disziplinen berührt. Es ist ein Fach für jedermann.“ Und jederfrau – selbst wenn sich zum Schnuppertag nur eine Schülerin wagte. Im Wintersemester soll das Fach Wirtschaftsingenieur – Maschinenbau an der HRW eingeführt werden. „Das bietet die Möglichkeit, im Studium entweder Maschinenbau oder Betriebswirtschaft stärker zu gewichten.“

"Besondere Denkweise von Frauen"

Der Institutsleiter hofft, dass diese Kombination mehr Frauen an die Hochschule ziehen wird. „Wenn sie einmal bei uns sind, stehen sie den Männern in nichts nach.“ Und Firmen schätzten gerade die „besondere Denkweise“ von Frauen, weiß Schneider aus vielen Kontakten. Gemeint sind etwa die sozialen Kompetenzen.

Doch wie „Mathe-lastig“ ist das Fach, fragen die Schüler und ist es „günstig“ Maschinenbau zu studieren, wenn man in die Luft- und Raumfahrt will? Drittsemester David Shahbaz (23) kann Mut machen: „Mathe ist machbar.“ Und schließlich sei jedes Studium anstrengend – „Maschinenbau hat aber etwas Besonderes: Man schaut immer über den Tellerrand.“