Am neuen Institut für Mess- und Sensortechnik der Hochschule Ruhr West (HRW) wird noch nicht wirklich gelehrt: Erst wenn die Studierenden der Elektrotechnik sich zum Wintersemester eingeschrieben haben, beginnt der Vorlesungsbetrieb.

Aber geforscht wird bereits in einem Labor an der Brunshofstraße 12, dem vorläufigen Sitz der Hochschulverwaltung. Dort, gegenüber vom Flughafen, arbeiten vier Doktoranden an ihren Dissertationen, die von sechs Studierenden unterstützt werden, die über ihren Abschlussarbeiten sitzen.

Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Jörg Himmel erklärt einen Forschungsschwerpunkt seiner jungen Abteilung: Bei der medizintechnischen Gewebediagnostik gehe es darum, tumoröses Lebergewebe messtechnisch von gesundem zu unterscheiden. Zwei seiner angehenden Doktoren untersuchen Messprinzipien des Verfahrens. Himmel, der zuvor an der FH Koblenz, Standort Remagen, forschte und lehrte, brachte seine Abteilung mit an die Ruhr, die ihm beim Aufbau der Lehre helfen wird. In zwei Jahren wird er von neun weiteren Professoren unterstützt. Derzeit hält Himmel bereits Vorlesungen am zweiten Standort der Hochschule in Bottrop; im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen/Energiesysteme.

250 HRW-Erstsemester werden in den Siemens-Technopark ziehen. Auch die HRW-Verwaltung schlägt im August dort ihre Zelte auf. Die 40 bis 80 Studienanfänger der Elek­trotechnik absolvieren zu­nächst ein dreisemestriges Basisstudium. Ab dem vierten Semester muss man sich dann, entscheiden: für den Schwerpunkt Biomedizinische Technik, für Sensorsysteme, für Automatisierungstechnik oder für Umweltmesstechnik.

Man darf annehmen, dass für alle vier Studiengänge Himmels Motto gelten wird: „Nichts ist so schlimm wie Theorie ohne Praxis“. Deshalb soll auch an seinem Institut auf eine frühzeitige Verbindung von Forschung und Lehre geachtet werden. „Ab dem 2., 3. Semester“, weiß der Professor aus Erfahrung, „kann man die Studierenden in Forschungsprojekte einbinden.“ Auch wenn die ersten Studierenden noch bis Herbst auf Vorlesungen warten müssen: Kontakte zur regionalen und überregionalen Industrie, so Himmel, gebe es schon jetzt.

Als ein Kompetenzzentrum für Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule auf dem Gebiet der Mess- und Sensortechnik will Prof. Jörg Himmel sein Institut verstanden wissen. Eine Kooperation dient nämlich beiden Seiten: Der Industrie, die immer neue Lösungen für aktuelle technisch-wissenschaftliche Fragestellungen benötigt. Und der Hochschule, die Geld braucht – also die so genannten Drittmittel aus der Industrie – um wissenschaftliche Projekte (und auch die Ausbildung des Forscher-Nachwuchses) überhaupt finanzieren zu können.

Dass die Hochschule Mülheim/Bottrop international denkt, dafür sind zwei Austauschstudenten – die allerersten der HRW – das beste Beispiel: Cui Liu (24) und Kollege Dawei Xu (25) aus China. Die Maschinenbau-Studierenden, die an ihrer Bachelorarbeit schreiben, kamen über eine Kooperation deutscher Hochschulen mit der Qingdao-Uni nach Mülheim. Eine Zusammenarbeit, die die HRW Mülheim künftig durch Partnerschaftsverträge festigen will.