Mülheim.

Für seine Liebhaber ist Jazz ein Lebensrhythmus, der sie beswingt durch den Tag bringt. Manfred Mons ist einer von ihnen. „Ein Lebensgefühl“ nennt er die Musik, die ihm seit Jahrzehnten „Freude bereitet“ und die für ihn Herzensangelegenheit ist. Deshalb sehen der Leiter des Mülheimer Jazzclubs und seine Mitstreiter mit Sorge in die Zukunft: Jazz findet bei Jugendlichen meist nicht mehr statt. Bereits seit längerem arbeiten die Clubmitglieder daran, das zu ändern, beispielsweise mit Konzerten in Schulen. Im September erreicht die Nachwuchsförderung nun neue Dimensionen: Dann sind 1000 Schüler zum Jazzvormittag in die Stadthalle eingeladen. Unterstützt wird die Großveranstaltung mit den Erlösen der WAZ-Aktion Jolanthe 2011.

Im September 2010 war es, als die „Dutch Swing College Band“ im Jazzclub spielte. Dazu hatte Manfred Mons Mitglieder einer Hip-Hop-Band in den Hopfensack eingeladen. Als die Rapper dort mit dem Kopf zur Livemusik nickten, fragte Mons: „Und, ist das was für euch?“ War es, aber: „Vorher hatten sie so Musik noch nie gehört.“ Das ist für Mons das grundlegende Problem. Wie, fragt er, sollen junge Leute eine Beziehung zu etwas aufbauen, dass sie nicht kennen? Noch am gleichen Abend stellte er die Weichen für das Großprojekt „Jazz in the College“.

„Sie spielen auf Weltniveau“

Und am gleichen Abend gewann er die Hauptakteure, die Mülheims Jugend zum Jazz bringen sollen. Die Musiker der „Dutch Swing College Band“ sagten spontan zu, ein Konzert nur für Schüler zu spielen. Für Mons ein Glücksgriff: Denn jene Band sei nicht nur die älteste, sondern vor allem eine der besten Jazzformationen überhaupt. Die Niederländer begeisterten einst Mons für diese Musik. Auch Jazzclub-Mitbegründer Helmut Schmidt und Woodhouse-Chef Horst Jansen infizierten die swingenden Holländern mit dem Jazzvirus. Was damals klappte, funktioniert auch heute, ist Mons sicher: „Sie spielen auf Weltniveau. Ich traue denen zu, dass sie ein Konzert hinlegen, bei dem der Funke überspringt.“

Schüler der Mülheimer Gymnasien und der Gesamtschulen sind eingeladen, insgesamt 1000 Jungen und Mädchen. Zu Beginn werden im Foyer der Stadthalle Bands der acht Schulen zeigen, was sie können. Zudem werden den Jugendlichen jazz-typische Instrumente vorgestellt.

"Am Ende entstehen bestimmt zwei Schülerbands“

Dann übernimmt die „Dutch Swing College Band“ und spielt zunächst ein einstündiges „pädagogisches Konzert“, mit dem sie in den Jazz einführt, etwa „Blues am praktischen Beispiel“ erklärt. Anschließend folgt noch eine Stunde Livejazz, ein Konzert, verspricht Mons, „bei dem es richtig abgeht“.

Die Resonanz bei den Schulen war übrigens groß. Nicht nur in Mülheim, sondern auch in Gladbeck, wo „Jazz in the College“ nach der Mülheimer Premiere ebenfalls stattfinden wird. Der Schwung des Swing soll danach nicht verpuffen, sondern nachhaltig genutzt werden: Bei einer Verlosung können 20 Schüler Karten für ein Konzert der Band in Holland gewinnen, und die Sieger eines Plakatwettbewerbs fahren zu einer Probe der WDR-Big-Band. „Ich bin mir sicher“, sagt Mons: „Aus den 1000 Schülern, die das Konzert sehen, entstehen am Ende bestimmt zwei Schülerbands.“

WAZ Neujährchen 2011 in Mülheim

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