Mülheim. . Margret Ehlert widmet sich seit mehr als 30 Jahren kleinen Kindern. Sie stellt fest: „Eltern sind empfindlicher geworden. Für Tagesmütter wird es schweiriger.“

Seit mehr als drei Jahrzehnten widmet sich Margret Ehlert den Kindern. Ihre eigenen sind erwachsen, dafür betreut sie fünf kleine Jungen und Mädchen in ihrem Haus in Broich, das sie zu diesem Zweck „Hasenhöhle“ nennt. Einen anderen Beruf hatte die 48-Jährige nie. Sonntag ist Muttertag: Auch für sie?

Wird in Ihrer Familie der Muttertag gefeiert?

Margret Ehlert: Ja. Norma­lerweise kommen meine drei Kinder zu Besuch, bringen ein Geschenk für Mama mit und auch den Kuchen. Doch diesmal nicht: Wir fahren zu einer Konfirmation. Meine Kinder sind darüber ganz sauer.

Passt dieser Feiertag denn überhaupt noch in die Zeit?

Ehlert: Ich finde schon: Muttertag ist ein ganz wichtiger Tag. Da können die Kinder zeigen, dass sie ihre Mama wirklich gerne haben.

Sie sind beruflich selbstständig: als Kindertagespflegeperson, wie es offiziell heißt. Tagesmutter, sagen die meisten: Ist es das richtige Wort?

Ehlert: Es ist ein guter Begriff: Man ersetzt die Mama, wenn sie arbeiten ist, und macht alles, was die Mama auch macht: wickeln, trösten, füttern, spielen, fördern.

Ab welchem Alter kann man ein Kind bedenkenlos zur Tagesmutter geben?

Ehlert: Ganz bedenkenlos ab dem sechs­ten Monat. Das ist sogar einfacher, sie gewöhnen sich schneller an ein neues Ge-sicht, als wenn sie zwei sind.

Hatten Sie früher einen anderen Beruf?

Ehlert: Nein, nie. Ich bin mit 17 Mutter geworden. Eigentlich wollte ich Kinderkrankenschwester werden, habe aber nach dem Anerkennungsjahr abgebrochen. Ich hatte immer mit Kindern zu tun, Tagesmutter bin ich seit 20 Jahren.

Was machen die jungen Mütter heutzutage anders?

Ehlert: Die Eltern, nicht nur die Mütter, achten wesentlich mehr auf die Ernährung. Es gibt viel mehr biologisch oder vegetarisch ernährte Kinder. Und weil ich nicht fünf verschiedene Mahlzeiten zubereiten kann, geben die Eltern jetzt eigenes Essen mit. Bis vor einigen Monaten habe ich täglich für alle Kinder gekocht. Aber ich bin kein Sterne-Restaurant, wenn ich fünf Kleinkinder habe, fehlt mir dafür auch die Zeit.

Klingt, als würden Eltern immer anspruchsvoller?

Ehlert: Eltern sind viel empfindlicher geworden. Für Tagesmütter wird es immer schwieriger. Was sich noch geändert hat: Schon die Kleinsten kommen gefördert hier an, schon Einjährige gehen zur Musikschule oder zum Kinderturnen. Das gab es früher nicht.

Haben Sie den Eindruck, dass sich Väter stärker in der Familie engagieren?

Ehlert: Ja. Ich kenne auch Fälle, da geht die Mutter arbeiten, und der Vater kümmert sich um das Kind.

Wird in den Familien, mit denen sie zu tun haben, auch die Hausarbeit geteilt?

Ehlert: Nein, das bleibt immer noch an den Frauen hängen.

Was müsste eine Tagesmutter verdienen? Was wäre angemessen?

Ehlert: Momentan bekommen wir fünf Euro pro Stunde und Kind, sechs Euro wären angemessen. Damit nach Abzug aller Steuern noch etwas übrigbleibt.

Wenn Sie mal einen kinderfreien Tag haben: Wie verbringen sie den am liebsten?

Ehlert: Ich erledige Dinge, die ich nicht machen kann, wenn die Kinder da sind: Fensterputzen, Spielzeug desinfizieren oder meine Buchhaltung.

Wie nennen die Tageskinder Sie?

Ehlert: Beim Vornamen: Margret.

Und Ihre eigenen?

Ehlert: Sie sagen „Mama“. Das heißt, meint Tochter sagt jetzt „die Oma“. Ich habe nämlich auch schon ein Enkelkind...