Etwa 140 Tagesmütter sind bei der städtischen Servicestelle für Betreuungsangebote registriert. Aber wer sind eigentlich diese Menschen, die das Muttersein zu ihrem Beruf gemacht haben?

Betreuungsplätze für 604 Unter-Dreijährige gibt es zur Zeit in Mülheim, das entspricht 16,3 Prozent der Kinder in der Altersgruppe (3705). Davon sind 122 Kinder bei Tagesmüttern untergebracht. Um auf das vom Gesetzgeber vorgesehenen Betreuungs-Angebot von 35 Prozent ab 2013 zu kommen, soll insbesondere der Bereich der Tagespflege gestärkt werden. Aber wer sind eigentlich diese Menschen, die das Muttersein zu ihrem Beruf gemacht haben?

„Wir haben zur Zeit etwa 140 aktive Tagesmütter, und -väter, in unserer Kartei”, sagt Claudia Hamerla, Leiterin der städtischen Servicestelle für Betreuungsangebote am Löhberg 33 in der Innenstadt. Von Mangel kann also nicht die Rede sein. „Wer eine Betreuung braucht, dem können wir auch schnell einen Kontakt herstellen”, bestätigt die Sozialpädagogin.

Zwischen 25 und 55 Jahre alt, meist doch weiblich, selbst Mutter – so lässt sich nach Claudia Hamerlas Erfahrung die typische Tagesmutter charakterisieren. Wichtig sei auch eine gehörige Portion Idealismus. Eine Tagesmutter ist nicht einfach nur die nette Nachbarin, die in ihrem Wohnzimmer einen Laufgitter aufstellt und beim Fernsehen einigen Kindern das Fläschchen reicht. „Drei Kleinkinder in der Wohnung, die gerade laufen lernen und alles entdecken, anfassen und wissen wollen, das ist echt Arbeit”, weiß die Leiterin. Nur des Verdienstes wegen gehe niemand in die Tagesbetreuung.

Wer regelmäßig kleine Kinder betreut – entgeltlich, länger als drei Monate und mindestens 15 Stunden pro Woche – braucht daher eine Betreuungsgenehmigung. Und die bekommt nur, wer zuvor eine umfassende Qualifizierung durchlaufen hat. 160 Stunden umfasst diese Ausbildung, für ausgebildete Erzieherinnen sind es immer noch 80 Stunden. In manchen Städten wird sie als vier- oder achtwöchiges Intensivseminar angeboten, in Mülheim bietet die städtische Servicestelle für Betreuungsangebote gemeinsam mit der Awo eine halbjähriges Programm an.

Die Zeit ist auch nötig, der Lehrplan für angehende Tagesmütter füllt einen veritablen Din/A4-Ordner Sprachförderung, Entwicklungspsychologie, Bewegungserziehung stehen ebenso auf dem Stundenplan wie rechtliche Fragen zum Betreuungsrecht oder sogar wirtschaftliche Grundkenntnisse. Immerhin arbeiten die Tagesmütter später quasi als selbstständige Unternehmerinnen, die Servicestelle vermittelt den Kontakt zwischen Betreuerin und Eltern, mit der Abrechnung hat sie nichts mehr zu tun.

Doch nicht nur die Ausbildung ist nötig. Wer es in Claudia Hamerlas Kartei schaffen will, muss weitere Kriterien erfüllen. Die Räumlichkeiten, in denen die Tagesbetreuung stattfinden soll, müssen ausreichend groß sein, rund 10 m2 pro Kind sollen es sein, es muss separate Schlafgelegenheiten geben, Kochmöglichkeiten, hohe hygienischen Standards werden vorausgesetzt. Auch ärztliche Atteste und das polizeiliche Führungszeugnis werden geprüft.

Gerade im Hinblick auf den Ausbau der U3-Betreuung freut sich Claudia Hamerla über das reiche Angebot in der Tagesbetreuung, das sie den Mülheimer Eltern bieten kann. „Wir sind wirklich hochzufrieden mit den Betreuerinnen, die wir in der Stadt haben”, lobt sie „ihre” Mütter. Gerade auch durch messbare, höhere Qualitätsstandards sei die häusliche Tagespflege immer gesellschaftsfähiger und beliebter geworden. Ein Überangebot sieht sie indes nicht: „Ich freue mich über jede Frau, und jeden Mann, der sich in der Kinderbetreuung engagieren möchte.”