In die Verlängerung (plus Nachspielzeit an der Theke) ging es Mittwochabend nicht nur beim Fußballspiel der Blau-Weißen gegen die Lederhosen, sondern auch bei der Diskussionsrunde zum Thema Bildung im Sparkassenfoyer.
Dazu hatten die beiden Kirchen und Jugendverbände die Kandidatinnen und Kandidaten von SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke „aufgestellt“. Als „Schiedsrichter“ fungierte Thomas Münte, der die Veranstaltung moderierte. Gleich zu Anfang ging Helmut Hitzbleck in die Offensive: „Es gibt keine Bildungsgerechtigkeit“, so der Superintendent des Ev. Kirchenkreises. Die sei dringend herzustellen, „um den jungen Menschen einen Start ins Leben zu geben“. Dafür waren alle Politikerinnen und Politiker, aber mit Konzepten, die teils so weit auseinanderliegen wie die Tore eines Spielfelds. Die Diskussion ging von der Kinderbetreuung über die Schule der Zukunft bis zu Studiengebühren.
Wenngleich die signalrote Sparkassen-Farbe der Stehtische nicht politisch richtungsweisend war, lag die rot-grüne Damen-Mannschaft argumentativ vorn, eher blass blieb das konservativ-liberale schwarz-gelbe Duo. Peter Beitz (FDP) und Dr. Karin Kückelhaus (CDU) überließen Hannelore Kraft (SPD) und Barbara Steffens (Grüne) zusehends das Spielfeld. Schließlich haben Kraft und Steffens als Abgeordnete im Landtag zehn Jahre lang Erfahrung mit Gesetzen und somit klaren „Heimvorteil“. Bei den Eckpunkten mussten Beitz und Kückelhaus mitunter passen. Für die erkrankte Nina Eumann (Linke) war Gunhild Böth, Stadtverordnete aus Wuppertal, eingesprungen. Und die Linke redete Klartext, forderte eine kostenfreie Bildung von Anfang an. Dass es an der Qualität der Kinderbetreuung, besonders der unter Dreijährigen, trotz des neuen Kinderbildungsgesetz (Kibiz) hapert, war unbestritten. Nichts, was sich die CDU auf die Fahnen schreiben könne, kritisierte Steffens. „Der Personalschlüssel bei Erzieherinnen ist sogar schlechter geworden“. Wenn wir bei Kindern nicht genügend Geld in die Hand nehmen, „zahlen wir später oben drauf.“
Einen bedarfsgerechten Kita-Ausbau forderte auch Hannelore Kraft: „Und dies ist durch Umschichtung im Haushalt möglich, ohne dass mehr Schulden anfallen.“ Man müsse nur Mut haben und Prioritäten setzen. Bei den Eckpunkten der Bildungspolitik nahe, spielten sich Kraft und Steffens die Bälle zu. Aber auch CDU und FDP betonten, „Die Kleinsten sind uns am Wichtigsten“, so Peter Beitz. Land und Kommunen müssten einen gemeinsamen Nenner finden. Um die Qualität der pädagogischen Konzepte zu sichern, seien dringend Richtlinien nötig, bemerkte eine Frau im Publikum: „Sonst sind es Abstellgeschichten.“
Bei der Frage nach der Schule der Zukunft stand Kückelhaus (CDU) „für ein mehrgliedriges Schulsystem in der jetzigen Form“. Auch Beitz (FDP) sprach sich dafür aus, das bestehende System so aufrecht zu erhalten.“ Für die Grünen dagegen macht es keinen Sinn, „dass nach der vierten Klasse entschieden wird, welche Perspektiven ein Kind hat“, so Steffens. Nach skandinavischem Vorbild fordert sie „eine Schule für alle“. Mit dem Ziel, „wie wir sie in den Pisa-Ländern haben“. Hauptschule müsse sich verändern und mit anderen Schulformen zusammengeführt werden.
Nach Schulende hätten 20 Prozent eines Jahrgangs keinen Abschluss oder keine Ausbildung in Sicht, erläuterte Kraft. „Wir brauchen mehr Durchlässigkeit“, forderte sie eine Gemeinschaftsschule. Zudem koste die Aufrechterhaltung des dreigliedrigen Schulsystem „ein Schweinegeld“, so Kraft. Geld, mit dem man Kinder viel mehr und sozial gerecht fördern könne.