Es gibt immer weniger Kinder, nicht nur in Deutschland insgesamt -- das Statistische Bundesamt teilte am Montag einen Rückgang der Geburtenzahlen um 3,6 Prozent mit –, sondern auch in Mülheim.

Im Vergleich von 2008 zu 2009 sank die Geburtenrate um 5,2 Prozent auf 1249 Neugeborene. Gleichzeitig blieb die Zahl der Sterbefälle nahezu unverändert bei 2150. Trotzdem kann Mülheim auch ein paar Einwohner gewinnen, sowohl 2008 als auch 2009 gab es mehr Zuzüge (2009: 6604), als Fortzüge (6255). Doch die positive Zuzugsbilanz hilft nicht viel. Die Zahlen machen deutlich, in Mülheim starben in 2009 901 Menschen mehr als geboren wurden. Die Mülheimer sterben aus. Doch woran liegt das?

Zur Geburt gibt es von der Stadt ein Kuscheltier

Die Mitarbeiter des Kommunalen Sozialen Dienstes besuchen alle Familien mit Neugeborenen im Rahmen des Projektes „Kinder in Mülheim an der Ruhr“. Seit eineinhalb Jahren läuft dieses freiwillige Programm. Die frisch gebackenen Eltern bekommen ein kleines Geschenk, ein Kuscheltier, und verschiedene Informationen, wie einen Entwicklungsbegleiter über die gesundheitliche Entwicklung des Kindes und Adressen von zum Beispiel Kinderärzten und Betreuungsmöglichkeiten.

Bei diesen persönlichen Gesprächen sei ihr in der letzten Zeit schon aufgefallen, dass der Druck auf Familien größer werde, sagt Martina Wilinski vom Kommunalen Sozialen Dienst. Da gebe es zum Beispiel wirtschaftliche Gründe, die die Entscheidung für ein Kind erschwerten, wie Arbeitslosigkeit oder Teilzeitarbeit. „Manche machen sich auch Sorgen um das Bildungssystem“, sagt sie. „Da kommt das eine zum anderen.“ Das Sozialamt versucht in solchen Fällen, über Erziehungshilfen zu beraten.

Junge Frauen stehen oft ganz allein da

Gabriele Heckmann von der Schwangerenberatung der Caritas kann diese Belastungen für Familien bestätigen. „Ein großes Problem ist die Kinderbetreuung“, findet sie. Außerdem koste ein Kind eine Menge Geld und vor allem am Anfang stünden einer jungen Familie viele Anschaffungen bevor. „Oft haben die jungen Frauen auch kein ausreichendes soziales Netz, das ihnen Unterstützung bietet“, so Heckmann. „Die stehen dann alleine da und das ist schon eine ziemliche Herausforderung.“ Die Caritas richtet an diesen Problemen auch ihr Beratungsangebot aus. Es gibt Hilfestellungen für die Erstausstattung und begleitende Beratungsangebote während der Schwangerschaft.

Der Bedarf an solchen Angeboten steige. „Die Unsicherheit bei den Frauen ist groß“, sagt Gabriele Heckmann. „Das Vertrauen in den eigenen Körper geht zurück und wir haben sehr viel mit alleinstehenden Frauen zu tun, denen der Rückhalt in der Familie fehlt.“