Mülheim. . Unter dem Motto “Unterstützung, die ankommt“ beteiligt sich das Jugendamt an einer bundesweiten Aktionswoche. Hierbei will es zeigen, dass es nicht nur Kinder aus Problemfamilien holt, sondern vor allem Lebenshilfe leistet.

Das Jugendamt möchte sein Image aufpolieren, bundesweit. Eine Woche lang sind die Mitarbeiter daher unter dem Motto „Unterstützung, die ankommt“ unterwegs, um über ihre Leistungen zu informieren. Die insgesamt 481 Mitarbeiter des Jugendamtes und des Kommunalen Sozialen Dienstes (KSD) wollen Ängsten vorbeugen und zeigen, dass sie nicht nur Kinder aus Problemfamilien holen, sondern vor allem Lebenshilfe betreiben. Zuweilen ein Leben lang – von der Schwangerschaftsberatung bis zur Jugendgerichtshilfe.

Regelmäßig kommen Jennifer und ihr zehn Monate alter Sohn Patrick zur Krabbelgruppe ins Ladenlokal an die Viktoriastraße. Hier nutzen Mutter und Kind gerne die Angebote der Frühen Hilfe, die der KSD anbietet. Dieser kümmert sich in seinen vier Dienststellen unter anderem auch um den Pflegekinderdienst, Adoptionen, die Jugendsozialarbeit und die Schwangerenberatung. „Ich lerne hier andere Eltern kennen und bekomme Unterstützung bei Behördengängen“, erklärt die 22-Jährige. Mitarbeiterin Silke Lohschelder gibt Müttern Tipps zur Kindererziehung, zeigt ihnen, welche finanziellen Hilfen sie in Anspruch nehmen können oder welche Untersuchungen beim Arzt anstehen.

Erzieherinnen bieten nach Geburt Hausbesuch an

Kennengelernt haben sich Jennifer und Silke Lohschelder beim Hausbesuch. Vier Erzieherinnen des KSD, die den Familienbesuchsdienst bilden, schicken nach jeder Geburt Glückwünsche und einen Brief an die Familie und bieten einen Hausbesuch an. „Das ist keine Kontrolle, sondern ein freiwilliges Angebot“, sagt Martina Wilinski, Leiterin des KSD. Im vergangenen Jahr wurden 1260 Kinder in Mülheim geboren. „Von diesen Familien nahmen 85 Prozent den Hausbesuch an“, erklärt Silke Lohschelder.

Eine Menge Arbeit für die Mitarbeiterinnen, die allen Eltern eine Infotasche mit Wissenswertem überreichen: Broschüren, in denen die Anlaufstellen aller wichtigen Einrichtungen stehen, Adressen von Kinderärzten, der Familienhilfe oder städtischen Spielplätzen. Jennifer hat diese Hilfe gerne in Anspruch genommen. „Es ist ja nicht so, dass das Jugendamt einem gleich das Kind wegnehmen möchte.“ Vielmehr versteht sie die Hilfe als Unterstützung. Und führt sich selbst als bestes Beispiel an: „Als Kind wurde ich selbst vom Jugendamt betreut, weil meine Eltern nicht in der Lage waren“, sagt die 22-Jährige. „Das war gut für meine Entwicklung.“

Neben der Frühen Hilfe bieten Jugendamt und KSD auch Hilfe in Erziehungsfragen, geschulte Mitarbeiter gehen als Helfer in die Familien und unterstützen überforderte Eltern. Häufig betreuen sie Familien über viele Jahre hinweg. „Schließlich handelt es sich oft nicht nur um ein einzelnes Problem in der Familie,“, erklärt Martina Wilinski. „Eines führt oft zum anderen.“

Immer mehr Familien in prekären Verhältnissen

Eine Verzahnung der verschiedenen Anlaufstellen, der Kitas, Schulen und privaten Verbände sei daher besonders wichtig. Ohnehin gebe es die „Tendenz, dass immer mehr Familien in prekären Verhältnissen leben“, weiß Andrea Moser, die in der Sozialagentur die Jugendhilfe im Stadtteil Styrum koordiniert. Dort arbeiten die sozialen Dienste gebündelt unter einem Dach.

Wenn frühe Unterstützungsangebote nicht greifen und Jugendliche straffällig werden, kommt ein weiterer Fachdienst ins Spiel: die Jugendgerichtshilfe. „Wir sind Bindeglied zwischen Gericht und Jugendlichen“, erklärt Denis Leusmann, Chef der städtischen Jugendgerichtshilfe. „Ich bereite die Jugendlichen auf das Gericht vor und umgekehrt.“ Und verkündet einen positiven Trend: „Die Zahl der Straftaten ist in Mülheim leicht rückläufig.“