Mülheim. Nach 15 Jahren hat Bernd Bittscheidt die Führung des Personalrats an Dirk Neubner abgegeben. Mit einem geplanten Stellenabbau wartet bereits die erste Bewährungsprobe auf ihn.

Es dürfte ein leiser Stabwechsel gewesen sein: Der Nachfolger von Bernd Bittscheidt als Personalrat für rund 3200 Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Dirk Neubner, hat sich 15 Jahre Hand in Hand mit Bittscheidt für die Belange der Beschäftigten eingesetzt. Einarbeitungszeit wird er nicht benötigen. Das wird den Beamten und Angestellten nur Recht sein, da Personalkürzungen aktueller sind denn je.

Personalkürzungen werden zu erster Bewährungsprobe

270 Stellen, so die politische Vorgabe zur Haushaltskonsolidierung, sollen in den nächsten Jahren wegfallen. Für Neubner eine erste Bewährungsprobe. Der 44-Jährige sucht ein Bündnis mit der Politik, strebt eine politische Rahmenvereinbarung mit den Ratsfraktionen an, die die Ziele Haushaltskonsolidierung, Beschäftigungssicherung und Ausbildung unter einen Hut zu bringen vermag.

Neubner schweben Anreizmodelle für den Personalabbau im Bereich der Tarifbeschäftigten vor. Über attraktive Altersteilzeit-Modelle und Abfindungen soll älteren Beschäftigten ein freiwilliges Ausscheiden möglich werden. Neubner will darauf drängen, dass die Stadt wieder stärker ausbildet, die schon jetzt festzustellende Überalterung in der Verwaltung könne sich sonst schnell zum Problem auswachsen. 76 Azubis bei 3200 Beschäftigten entsprechen einer Ausbildungsquote von 2,4 % – das ist tatsächlich mager. „Ein Teil der Konsolidierungsmasse“, fordert der neue Personalratsvorsitzende, „muss in Ausbildungsplätze reinvestiert werden.“

Gegen die hohe Arbeitsbelastung

Ein anderes Thema, das Neubner weiter beschäftigen wird: das Gesundheitsmanagement und die seiner Meinung nach bis an die Grenze des Erträglichen gestiegene Arbeitsbelastung der Kollegen. Vor diesem Hintergrund hält er es auch nicht für möglich, gemäß Etatbeschluss weitere 270 Stellen abzubauen. „Die Kollegen sind schon jetzt am Limit.“ Gerade dort, wo viel Bürgerkontakt herrsche, sei die Belastung hoch – ob im Bürger-, im Sozial- oder im Ausländeramt. Die Dienstherrin müsse mehr tun, um die Kollegen besser auf zunehmend schwieriger werdende Kontakte vorzubereiten.

Schon am 13. April wurde Neubner, der auch den Kampf gegen weitere Privatisierungen (etwa bei der Reinigung öffentlicher Gebäude) und die interkommunale Kooperation auf seiner Agenda hat, zum Nachfolger von Bernd Bittscheidt gewählt. Bittscheidt wird Ende dieses Monats nach 15 Jahren im Personalrat und 38 Jahren Verwaltungsdienst in die passive Phase seiner Altersteilzeit gehen.

Größtmögliche Beschäftigungssicherheit

Er blickt zufrieden zurück auf Erreichtes. Bei der Verwaltungsreform sei es dem Personalrat in Zusammenarbeit mit ÖTV/Verdi gelungen, umfangreiche Schutzbestimmungen für die Beschäftigten auszuhandeln; nicht zuletzt habe man sich in benannter Dienstvereinbarung zusichern lassen, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Dass dies bis heute Bestand habe, gebe den Kollegen „eine größtmögliche Beschäftigungssicherheit“. Ähnliches habe man bei der Ausgliederung von MEG und der Gründung der Medl erreicht. In der Rückschau macht Bittscheidt auch die Rahmenvereinbarung mit der Politik von 1997 zufrieden, dass Privatisierungen nicht per se oberste Zielsetzung sein sollen, sondern nur dann Thema werden sollen, wenn dadurch belegbar wirtschaftliche Vorteile entstehen.

Seit 1990 ist Bittscheidt im Personalrat aktiv, seit 1996 war er dessen Vorsitzender. Schon ab Mai wird er mehr Zeit für die Familie haben, er freut sich auf die zwei Enkelkinder, das Lesen, Radfahren und Nordic Walking mit seiner Frau.