Mülheim. Sponsoren der Aktion “Mülheim hilft“ reisten nach Sri Lanka und schauten sich in den Dörfern Kalamatiya und Seenigama um. Nach dem Tsunami 2004 verloren die Menschen dort alles. Mittlerweile hat sich vieles gebessert.
Es waren nur Stunden, die Kurtludwig Lindgens, Werner Bungert, Irmtraud Bönsch und Walter Schernstein an den einzelnen Stopps verbrachten. Es waren nur kurze Gespräche, die sie mit den Menschen führen konnten, und dennoch waren es intensive Momente. Die vier Mülheimer reisten nach Sri Lanka, schauten sich in den Dörfern Kalamatiya und Seenigama um und trafen dort auf jede Menschen, die bei dem Tsunami, der 2004 über die Insel hereinbrach, alles verloren und denen die Spenden der Aktion „Mülheim hilft“ zugute kamen.
Die europäische Perspektive verzerrt asiatische Realitäten: Die weißen Häuschen mit Spitzdach, die im Dschungel ein schmuckes Dörfchen bilden, haben nicht viel mit westlichen Eigenheimen gemein. Nach europäischem Standard seien das „eher so Gartenlauben“, sagt Stadtfotograf Walter Schernstein und meint es nicht despektierlich, sondern schlicht faktisch. Doch diese einfachsten Häuser sind ein Dach über dem Kopf für die Menschen.
Mit wenig Geld lässt sich viel ausrichten
Sie sind ein Neuanfang, und sie entsprechen dem lokalen Wohnkomfort der Mittelschicht. 5000 Euro hat ein Haus gekostet. Für Werner Bungert, Mitbegründer des Clubs der Mülheimer Schlitzohren, ist dies ein Zeichen, „wie viel man dort mit wenig Geld erreichen kann“. Besonders wenn man einen Kontaktmann wie Percy Silva vor Ort hat. „Unsere Totalversicherung“ nennt Bungert ihn. Auch diesmal hatte Percy die Reiseleitung.
Für Irmtraud Bönsch, eine großzügige Sponsorin, war es der erste Besuch in Sri Lanka; Werner Bungert, Walter Schernstein und Kurtludwig Lindgens, ehemaliger Chef der Lederfabrik, hingegen waren bereits vor Ort und begegneten vielen bekannten Gesichtern. „Es waren wunderbare Momente, wenn man merkte, dass sie uns wiedererkennen und als man Frauen lachen sah, die 2005 noch voll Trauer waren“, sagt Lindgens. Überhaupt hat ihn die Fröhlichkeit der Menschen beeindruckt.
Fußbälle im Gepäck
2000 Euro und 15 Fußbälle hatten die Besucher dabei. Soforthilfe war ersteres, die unbürokratisch verteilt wurde: 100 Euro für einen Inhalator für einen asthmakranken Vater hier, je 100 Euro für einen Stromanschluss für drei Familien da, 1500 Euro als finanzielle Grundlage für ein Gemeindehaus in Kalametiya. 1,5 Mio Rupien (umgerechnet 10 000 Euro) wird das Versammlungshaus kosten. Kurtludwig Lindgens sagte spontan zu, die restliche Finanzierung zu übernehmen.
Die Fußbälle waren für die Bata-Atha-Schule bestimmt – und prompt war es mit geordnetem Unterricht vorbei. Die Besucher wurden euphorisch empfangen, wurde die Schule doch komplett mit Mitteln der Aktion „Mülheim hilft“ ausgestattet. Zukünftige Aktionen sollen jedoch über finanzielle Unterstützung hinausgehen: Laut Werner Bungert ist ein Lehreraustausch angedacht. Der erste Pädagoge aus Banta Atha soll bald kommen. Bungert: „Vielleicht findet sich ein Mülheimer, der Interesse hat, dorthin zu gehen.“
Die Momente der Freude überwogen auf dieser Reise, die zeigte, wie viel bereits geschafft werden konnte. Doch es gab auch Momente, so Bungert, „da konnte man nicht mehr viel sagen“, weil das Schicksal einzelner die Sprache raubte.
Und diese Begegnungen bleiben im Gedächtnis. Deshalb wollen die Mülheimer die Partnerschaft auch zukünftig fortführen – damit Mülheim nachhaltig hilft.