Als Claudia Olszak-Warnat von dem Erdbeben in Haiti erfuhr, zögerte sie nicht lange: Die Mülheimer Ärztin organisiert Hilfsmaßnahmen für den Inselstaat. Auch viele andere Mülheimer engagieren sich für die Menschen, deren Leben sich durch das Unglück nachhaltig verändert hat. Ein Überblick.

Als Claudia Olszak-Warnat von dem Unglück erfuhr, das Haiti für Generationen verändern wird, zögerte sie nicht lange. Die Mülheimer Ärztin organisiert Hilfsmaßnahmen für den Inselstaat.

Sie und ihr Mann sind Menschen der Tat. Vor gut drei Wochen erschütterte ein Erdbeben Haiti, und Claudia Olszak-Warnat und Holger Warnat erfuhren bald von den verheerenden Ausmaßen. Sie haben Bekannte im Nachbarland, der Dominikanischen Republik. Dagmar und Larry Rogers – sie ist Deutsche, er Amerikaner – berichteten ihren Freunden davon, dass immer noch zahlreiche Menschen vermisst werden. Dass die Situation vieler Überlebender katastrophal ist. Dass es an fast allem mangelt. „Die Leute schneiden sich selbst ihre verletzten Arme und Beine ab, mit Sägen, die sie auf dem Markt gekauft haben.”

Die niedergelassene Urologin weiß, welche lebensbedrohenden Folgen eine laienhafte Amputation haben kann. Zusammen mit Kollegen sammelt sie deshalb Geld und Medikamente, einige Ärzte reisen für ein, zwei Wochen nach Hispaniola, um vor Ort zu helfen – Motto: „Ärzte für Haiti”.

„Es ist jetzt wichtig, dass die Leute gut versorgt werden. Selbst harmlose Brüche und Hautverletzungen können zu Infektionen führen.” Am vergangenen Sonntag startete der erste „Ärzte für Haiti”-Hilfstransport. Olszak-Warnat und Kollegen hatten in den letzten Wochen 300 Kilo Antibiotika, Schmerzmittel und Verbandszeug gesammelt.

Die Rogers', das Ehepaar aus der Dominikanischen Republik, nimmt die Päckchen in der Stadt Sosua entgegen, fährt mit den freiwilligen Ärzten und Krankenschwestern über die Grenze ins Katastrophengebiet. In Port-au-Prince unterstützen sie die einheimischen und die anderen internationalen Mediziner in einem örtlichen Krankenhaus. In der Klinik werden die Deutschen auch übernachten, Schlafsack, Iso-Matte und Leichtzelt sollten sie selbst mitbringen. Angesichts von mindestens 170 000 Toten und und vielen, vielen Verletzten wenig erfreuliche Rahmenbedingungen für eine Karibik-Reise. Doch der Einsatz der Ärzte sei notwendig. „Die Menschen dort”, sagt Olszak-Warnat, „brauchen jetzt jede Hilfe, die sie kriegen können.”

Nicht nur die Urologin, auch ihr Mann bringt seine beruflichen Kenntnisse zugunsten der Erdbeben-Opfer ein. Der Software-Ingenieur baute eine Internet-Präsenz, auf der er die wichtigsten Informationen über „Ärzte für Haiti” zusammengestellt hat.

Weiteres Engagement in Mülheim

Über 150 000 Menschen kamen bei dem Erdbeben am 12. Januar in Haiti ums Leben. Die Infrastruktur wurde zerstört, Nahrungsmittel sind Mangelware. Die weltweite Spendenbereitschaft ist enorm. Auch in Mülheim wurden viele Hebel in Bewegung gesetzt und kleine wie große Institutionen sammelten. Hier eine (sicher nicht vollständige) Übersicht über die Mülheimer Aktionen:

Abgeschlossene Aktionen:

Der Evangelische Kirchenkreis an der Ruhr wird in den nächsten Tagen einen Betrag von knapp 2000 €, gesammelt an unterschiedlichen Aktionstagen, an die Diakonie Katastrophenhilfe und die Kindernothilfe spenden.

Durch den Spendenlauf des Vereins Marathon Mülheim kamen am Sonntag 400 € zusammen. Das Geld ging auf das Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Schüler der Klassen 9 c/d des Gymnasiums Broich haben am 22. Januar in ihrer Schule Spenden für Haiti gesammelt. Durch eine Präsentation von aktuellen Bildern aus Haiti, die im Eingangsbereich gezeigt wurde sowie durch Lautsprecherdurchsagen, machten die Schüler auf ihre Aktion aufmerksam. Mit Sammelbüchsen zogen die Schüler durch die Klassen und sammelten einen Betrag von 1235,92 €, den sie an Unicef spenden werden. 1000 Plätzchen mit der Aufschrift „Danke” haben die Schüler im Voraus zuhause gebacken um sich bei den Spendern zu bedanken.

Zum dritten Mal bereits wurde das Transportgespann des Mülheimer THW vom Landesverband angefordert. Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Stromerzeuger und Beleuchtungsmittel wurden von Heiligenhaus nach Mainz gebracht, um von dort in das Katastrophengebiet geflogen zu werden.

Laufende Aktionen:

Die Markuskirche in Mülheim wird ihre gesamte Kollekte des Monats Februar im Namen des Evangelischen Kirchenkreises an das Diakonische Werk spenden.

Im Rahmen der Aktion „Mülheim hilft Haiti” befindet sich aktuell ein Betrag von 16 370,46 € auf dem Konto des DRK. Laut stellvertretendem DRK-Geschäftsführer Christian Bittner wird noch ein bis zwei Wochen weiter gesammelt. Der gesamte Betrag geht dann an die zwei DRK-Krankenhäuser in Haiti.

Auch der Internationale Club der Schlitzohren ruft zur Spendenbereitschaft auf. 2004 kamen insgesamt 60 000 € für die Opfer des Tsunamis zusammen. „So viel braucht es nicht sein”, sagt Ehrenvorsitzender Werner Bungert, „dennoch sollten wir nicht vergessen, dass es den Menschen sehr schlecht geht und unsere Hilfe dringend nötig ist.”