Wie kommt man dazu, fast sein ganzes Leben lang ehrenamtlich aktiv zu sein? Ute Schmitz hat da eine einfache Erklärung: „Ich war als Jugendliche bei den Pfadfindern“, lacht sie. „Da hieß es ja: Jeden Tag eine gute Tat!“

Ob das jeder so realisiert hätte? Denn schon früh engagierte sich die Deutschlehrerin, zum Beispiel im evangelischen Krankenhaus als freiwillige Helferin. „Die Arbeit bestand meistens daraus, Verbandsrollen aufzuwickeln, aber das war egal“, sagt sie. Später, nach einer Lehre als Bauzeichnerin und der Geburt ihrer drei Kinder, ließ sich Ute Schmitz dann vom Roten Kreuz zur professionellen Schwesternhelferin ausbilden und war wieder im Krankenhaus tätig. Freiwillig und unentgeltlich.

Es scheint, als könne sie nicht einfach die Hände in den Schoß legen: Die engagierte Ute Schmitz – Jahrgang 1940, was man aber nie schätzen würde – begann nun noch ein Lehramtsstudium. Als sie dieses abschloss, waren freie Stellen jedoch rar. Zu Hause zu sitzen, war für sie keine Option, also schmiedete sie einen anderen Plan: „Ich habe ein mongoloides Patenkind. Dadurch dachte ich daran, ins Fliednerwerk zu gehen.“ Einmal die Woche besuchte sie fortan die Einrichtung und arbeitete mit den Bewohnern.

Dann kamen 14 Jahre, in denen keine Zeit für Ehrenamtliches blieb: 14 Jahre lang gab Ute Schmitz englischen Offizieren im Nato-Hauptquartier Rheindahlen Deutschunterricht. „Das war eine spannende Zeit“, sagt sie. „Leider musste ich mit 65 dort aufhören.“

Seitdem ist sie an der VHS tätig, gibt Alphabetisierungskurse und arbeitet mit Migranten. Oft geht ihr Engagement aber darüber hinaus: Ute Schmitz übersetzt schon mal Briefe vom Amt und half einer Frau aus Afrika, einen Job zu suchen. Ein besonderes Projekt verfolgte sie außerdem: Sie fördert zwei Jungen aus Sri Lanka, die ursprünglich wegen mangelnder Sprachkenntnisse auf die Hauptschule geschickt werden sollten. Die Lehrerin erkannte das Potenzial der beiden und sorgte mit gezielten, ehrenamtlichen Förderstunden dafür, dass einer der Jungen auf die Gesamtschule kam, sein Bruder gar das Gymnasium besuchen kann.

„Man kann nicht die ganze Welt retten“, seufzt Ute Schmitz, die auch einige Fehlschläge erleben musste. Dennoch macht sie weiter. Ein Bereich, der ihr besonders am Herzen liegt, ist die Arbeit mit alten Menschen.

Ute Schmitz’ Vater, der vor einem Jahr verstarb, lebte ein halbes Jahr im Seniorenheim. Sie begann sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich fand ein Buch dazu: Kultur im Altersheim. Das fand ich ganz toll“, sagt sie. Sie beschloss, selbst eine regelmäßige Gruppe zu gründen und trifft sich seitdem jeden Montag im Altenheim in Raadt mit interessierten Senioren. Dann wird über Filmstars wie Heinz Rühmann oder Marlene Dietrich geplaudert oder Musik gehört. Ute Schmitz hält dazu kleine Vorträge. „Ich mach das immer kurz“, schmunzelt sie.

Auch politisch engagiert sie sich für alte Menschen: Als Mitglied der Grünen ist sie aktiv im Seniorenbeirat und arbeitet europaweit mit der Organisation ENGS (European Network Green Seniors) daran, ein „Happy Ageing“, also ein frohes und gesundes Altern, durch politisch erwirkte Richtlinien möglich zu machen. „Ich könnte mir nicht vorstellen, nichts zu tun“, sagt Ute Schmitz. „Ich bin wohl so veranlagt.“