Mülheim. . Frust im Behördendschungel: Damit seine Nachwuchsspieler Firas Naser und Samuel Salijevic eine Spielberechtigung bekommen konnten, hat Günter Porscha, Trainer beim SV Rot-Weiß Mülheim, sich monatelang mit der Bürokratie herumgeschlagen.

Günter Porscha ist genervt. Der Fußballtrainer vom SV Rot-Weiß Mülheim liebt sein Hobby über alles, tut viel für den Eppinghofer Verein. Seine C-Jugend-Mannschaft ist motiviert, trotz kalten Windes rennen die dreizehnjährigen Jungen über den Ascheplatz, wärmen sich auf.

„Ercan, lass Samu und Naser gleich mitspielen, ja?“ ruft Porscha. Ercan nickt und winkt seinem Trainer. „Wir haben hier viele Jungs aus dem Ausland, sei es aus Aserbaidschan, dem Kosovo oder der Türkei. Probleme haben sie untereinander nicht, sie akzeptieren sich.“ Porscha leistet damit ein Stück Integrationsarbeit. Doch zwei seiner Spieler, Firas Naser aus dem Irak und Samuel Salijevic aus Serbien, durften bisher nur am Training teilnehmen, nicht aber an einem Spiel: Ihnen fehlte die Spielberechtigung. Und um diese zu bekommen, hat Günter Porscha sich in den letzten Monaten durch den Behördendschungel ge­kämpft.

"An den Haaren herbeigezogen"

Bei einem in Deutschland geborenen Spieler ist die Prozedur ganz einfach: Mit der Geburtsurkunde und einer Unterschrift der Eltern stellt der Verein den Antrag auf den Spielerpass, nach einer kurzen Bearbeitungszeit ist das Kind spielberechtigt. „Es dauert normalerweise eine Woche“, berichtet Porscha.

Firas und Samuel stammen aus dem nichteuropäischen Ausland. Sie müssen beim westdeutschen Fußballverband ein Formular einreichen, auf dem ihre Eltern bestätigen, dass sie nicht des Fußballs wegen in Deutschland leben. Diese Erklärung verlangt Artikel 12 des Fifa-Reglements bei minderjährigen Spielern, die nicht in Deutschland geboren sind. Günter Porscha hält das für „an den Haaren herbeigezogen“: Schließlich seien die Jungs gerade mal dreizehn Jahre alt und spielten in der Amateur-Klasse, da brauche doch niemand die Befürchtung zu haben, sie seien nur in Deutschland, um das „große Geld zu machen.“

Hürden für junge Kicker

Doch dieses Reglement ist nicht die einzige Hürde, die den jungen Kickern auf dem Weg zur Turnierteilnahme begegnet: Auch verlangt die Fifa die offizielle Freigabe des Spielers durch sein Geburtsland. Der westdeutsche Fußballverband als lokaler Ableger des DFB beantragt die Freigabe beim Fußballverband im jeweiligen Heimatland. „Zu 99% antworten die ausländische Verbände nicht. Erst nach 30 Tagen Sperrfrist dürfen die Jungs spielen,“ berichtet Porscha. Bei einem hoch bezahlten Top-Spieler könnte man die strengen Auflagen womöglich nachvollziehen – hier aber geht es um zwei Kinder, die in einem Verein ihrem Hobby nachgehen wollen.

Günter Porscha hat sich nicht den geltenden Regeln widersetzt, sondern alle Formulare eingereicht. Mit dem Vermerk, diese seien unvollständig, kamen die Unterlagen zurück. Erst nach unzähligen Anrufen ist es Porscha gelungen, die Spielberechtigung für Jungs zu bekommen: Firas ist seit dem 1.3., Samuel seit gestern spielberechtigt. „Endlich,“ sagt Porscha. Eine Wut auf die zuständigen Stellen hat er trotzdem noch: Schließlich hat er seit dem 22. November 2010 gekämpft - damit zwei junge Spieler nicht die Lust am Fußball verlieren.