Philipp Wypler ist momentan Mülheims bester Sprinter. Dennoch findet der 18-jährige Gymnasiast neben dem Leichtathletiktraining auch für Fußball und Freundschaften offenbar noch genügend Zeit

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© Mirjam Bleck

THEMA DER WOCHE ALLES HAT SEINE ZEITWenn man den schnellsten Menschen der Stadt sucht, der sich aus eigener Kraft und auf eigenen Beinen am flinksten von A nach B bewegt, führt derzeit kein Weg an Philipp Wypler vorbei. Der 18-Jährige ist amtierender Stadtmeister über 100 Meter und hat eine Bestzeit von 11,45 Sekunden stehen. Obwohl er für den Dümptener TV noch in der A-Jugend startet, hängt er bereits die Männerklasse ab.

Wenn man über die Stadtgrenze nach Duisburg blickt: das gleiche Bild, so dass Philipp im August auch zum Kreismeistertitel sprintete. Er gewann über die 100 wie 200 Meter und im Speerwerfen übrigens auch. Trat im Hochsprung, Weitsprung und Diskuswerfen ebenfalls an, was auf eine sehr vielseitige Bewegungsbegabung schließen lässt. Über kurz oder lang wird es bei Philipp wohl in Richtung Mehrkampf gehen oder auf die 400-Meter-Strecke, die ihm ebenfalls liegt.

Zudem spielt er Fußball, sogar schon wesentlich länger: beim SV Rot-Weiß Mülheim, als Stürmer. Dennoch wirkt Philipp nicht wie ein Typ, der bei allem, was er tut, aufs Tempo drückt. Er selber meint: "Sportlich gesehen bin ich schnell. Aber sonst kann ich auch ziemlich bequem sein. Wenn ich zu Hause bin oder auch, was die Schule angeht." Die Schule: das Otto-Pankok-Gymnasium, wo Philipp Wypler im kommenden Frühjahr Abitur machen möchte.

Hier verbringt er naturgemäß viel Tageszeit. Anschließend stehen jeden Nachmittag oder Abend netto zwei Stunden Training auf dem Programm. Hausaufgaben werden vorher oder nachher erledigt. Und auch die Wochenenden sind in der Saison eng verplant, an erster Stelle mit Leichtathletik-Wettkämpfen oder Fußballspielen.

Montags fühlt sich Philipp manchmal gehetzt, "wenn ich lange Schule habe und danach direkt Sport". Doch generell scheint er nur selten Terminstress zu empfinden. So sagt er etwa: "Für meine Freundin nehme ich mir gerne Zeit" (sie ist übrigens auch Leichtathletin, mit ähnlich hohem Trainingspensum). Auch abends mit Freunden zum Feiern wegzugehen, sei oft genug drin, "jetzt, wo die ganzen Vorabi-Partys stattfinden".

Philipp scheint die Balance zwischen Rasanz und Ruhe ganz gut zu beherrschen, momentan jedenfalls: "Ich habe Zeit für alles, was ich machen möchte", sagt er.

In den vergangenen drei Tagen wurde ihm die Zeitplanung allerdings abgenommen: Mit seinem Religionskurs weilte Philipp in einem münsterländischen Benediktinerkloster. Thema der Exkursion: "Tage religiöser Orientierung". Ums Energietanken sei es gegangen, meditiert hätten sie täglich und abends noch lange zusammengesessen.

Trainieren konnte er jetzt eine ganze Weile nicht, wegen einer schmerzhaften Leistenentzündung, die sich ärgerlich lange hinzieht. "Wahrscheinlich kann ich erst nächste Woche wieder einsteigen", das geht dem Sportler nicht schnell genug und macht ihn augenscheinlich ungeduldig.

Spätestens an dieser Stelle muss man allerdings ergänzen, dass Philipp Wypler auf Stadt- und Kreisebene sicher Spitze ist, aber schon in Deutschland einige gleichaltrige Jungs herumlaufen, die deutlich unter elf Sekunden rennen: "Über die 100 Meter werde ich nie ganz vorne liegen", sagt Philipp sachlich, "dafür bin ich jetzt schon zu langsam." Aber einen Familienrekord will er unbedingt noch erfolgreich jagen: "Ich möchte schneller werden als mein Vater früher war. Der ist 11,01 Sekunden gelaufen. Handgestoppt."