Mülheim. . Am Spielplatz im Witthausbusch wurden elf alte Roteichen gefällt. Die Bäume spendeten Schatten über der Abenteuerschaukel. Eltern reagieren mit Unverständnis - und befürchten, dass die Schattenflächen im Sommer knapp werden.

„Hitzeparadies“ – so könnte man die sandige Fläche um die Abenteuerschaukel künftig vielleicht nennen. Schlägt Natalie Gogic mit einem Augenzwinkern vor. Zumindest im Sommer, wenn über dem Spielplatz am Witthausbusch die Sonne steht. Denn dann wird der kühle Schatten auf der Fläche knapp werden, befürchtet sie: Elf Roteichen, die nahe an den Kletter- und Rutschgeräten ihre Schatten warfen, hat man gefällt.

Die jungen Bäume am Rande der Fläche ließ die Oberförsterei hingegen stehen: „Eine Verjüngung“, hieß es. Und die massiven Stümpfe der Eichen. „Trostlos“, findet die Mutter diesen Anblick, „hätte man die Bäume nicht einfach stutzen können?“ Dass ihre Jahrzehnte alten Stämme nach Angaben der Oberförsterei nicht standsicher gewesen seien sollen, kann sie kaum glauben.

Auch auf der Düsseldorfer Straße wurden Bäume gefällt

Von Kahlschlag zu reden, wäre übertrieben, dennoch werfen die Fällungen ihre Schatten, geben sie einigen Besuchern den Anlass, um mal über Grundsätzliches nachzudenken auf dem bereits am Vormittag gut besuchten Spielplatz. „Irgendwas muss man sich dabei gedacht haben“, rätselt Nicole Rösner, die mit ihrem Sohn seit Herbst zum ersten Mal wieder hier ist und von dem neuen Zustand überrascht wurde, „nur was?“ Auch Freundin Beate Fackert hätte im Vorfeld gerne mehr erfahren, wäre gerne von der Stadt informiert worden, bevor sie mit diesem Eingriff konfrontiert wurde. Vielleicht hatte man auch Angst vor Protest?

Von Witthausbusch kommen die Frauen auf Saarn – auch auf der Düsseldorfer Straße holzte man in wenigen Tagen Bäume ab. Gegen den Wunsch von Bürgern. „Ich habe die kaputten Gehwege nicht gesehen“, sagt Rösner, Fackert zeigt aber auch Verständnis, „wenn man sich in ältere Menschen hineinversetzt, war die Fällung vielleicht notwendig“, gesteht sie der politischen Entscheidung einen Sinn zu.

Kinder spielen mit den Stümpfen

Den Frauen geht es eben nicht um polternde Politikverdrossenheit, nicht um krawalliges dagegen sein’ oder um die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung – „ich weiß, dass man als Bürger nicht nur alle paar Jahre seine Stimme abgibt, sondern auch die Pflicht hat, sich schlau zu machen“, wägt Rösner ab. Nur verstehen will sie, warum die Kommune so gehandelt hat. Sie vermisst die Bürgernähe in der Politik: „Ich wünsche mir, dass man am Spielplatz über den Grund für die Maßnahmen informiert wird.“

Angepasst an die neuen Bedingungen haben sich die Kinder bereits: Sie balancieren auf den Stümpfen, benutzen diese als Ablage, staksen kieksend über knackende Äste die am Boden liegen geblieben sind oder bauen sich daraus gleich ein Tipi – quasi als Schutz vor Hitze und Regen.

Ein wichtiges Holzgewächs ließ man am Witthausbusch übrigens auch noch stehen: den Schnullerbaum. In seinen Ästen hängen Nuk-nuk und Co, um den Abschied für die Kinder leichter zu machen. Der Baum soll „als Tröster und Freund für’s Leben dienen“, steht sentimental auf einem Schild daneben.