Wenn Rüdiger Kastrup mit seinem Hund Soledo spazieren geht, braucht er dafür den Rechen und seine Heckenschere. Der 64-Jährige kann nicht vorbeigehen an überwucherten Sträuchern, zugelaubten Wegen und schlammigen Teichen.
Von denen gebe es jede Menge im Witthausbusch. Daher muss er dort schneiden, stutzen und die Wege fegen – allein schon wegen der Optik. Seit drei Jahren kümmert sich Rüdiger Kastrup ehrenamtlich um die Instandhaltung der Parkanlage. Und möchte Mitmenschen animieren, mitzuhelfen.
Was Rüdiger Kastrup stört, sind nicht nur die verdreckten Gehwege, sondern die Menschen, die daran einfach vorbeischauen. Er erklärt: „Die Stadt hat nicht genug Geld und Mitarbeiter, um alles instand zu halten.“ Daher packt er selbst mit an. Und hofft, dass ihn schon bald mehr Menschen unterstützen. Das Ehrenamt sei schließlich wichtig für eine funktionierende Gesellschaft. Er drückt dies in einem markanten Satz aus: „Die Stadt sind wir alle.“
Seit vielen Jahren kommt der 64-Jährige von seinem Wohnhaus an der Zeppelinstraße hierher zum Spazieren, jeden Tag dreht er mit seinem Hund Soledo eine Runde durch den Park. „Da fallen mir immer wieder die Schwachstellen ins Auge.“ Sträucher, die in Gehwege ragen, Treppen, die voller Laub liegen, verschlammte Teiche. Vor drei Jahren griff er dann selbst zur Heckenschere. Und deutet auf einen Strauch, den er zurechtgestutzt hat. „20 Stunden habe ich daran gearbeitet. Mit einer Leiter, die ich von zu Hause mitgebracht habe.“
Aber Rüdiger Kastrup stutzt einen Strauch nicht einfach nur – für ihn ist das Schneiden eine Art Kunst. „Ich fotografiere und male sehr gerne, mache Kunst und liebe alles, was mit Optik zu tun hat.“ Früher hat er in einer Druckerei gearbeitet, auch daher stammt die Affinität zur optischen Kunst. Selbst die Hecken in seinem Garten hat er so bearbeitet, dass sie eine Schattenwirkung erzielen.
Für die Wege und die Instandhaltung der Teichanlagen sei die Stadt in der Pflicht, er kümmere sich „nur um die Nebenwege“, erklärt Rüdiger Kastrup. Selbst 70 Meter Gehweg habe er zehn Zentimeter ausgeschachtet, um ihn so wieder begehbar und eben zu machen.
Wichtig sei ihm, dass der Gesamteindruck des Waldes stimme. Die Arbeit erledigt er auch aus Liebe und Verbundenheit zur Natur. „Die Pflege der Wege, der Sträucher und Bäume signalisiert dem Waldbenutzer menschliche Nähe. Hier kümmert sich jemand um die Natur.“ Und freut sich, wenn er bei der Arbeit von Spaziergängern angesprochen wird. „So kommt man mit Leuten in Kontakt und kann ein gutes Vorbild sein.“ Für ihn laute das Motto: „Für den Wald etwas zu tun, heißt, für andere etwas zu tun.“ Eine ältere Dame hat ihm einmal besonders geschmeichelt, sie nannte ihn „den Engel vom Witthausbusch“. Das spornt an. Dennoch, meint Kastrup, schaffe er die ganze Arbeit nicht alleine. So würde er sich über Mithilfe freuen – und ganz besonders der Wald.