Die Verärgerung über Baumfällungen ist erneut groß. Wohl auch, weil die Stadt als Herrin der Baumschutzsatzung an vielen Stellen das Wirken der Säge abgesegnet hat, wo es auffällt: am Ruhrstrand, am Golfplatz am Raffelberg, zuletzt an der Düsseldorfer Straße in Saarn und im Witthausbusch.
In dieser Woche sorgte die Fällung von elf 15 bis 30 Jahre alten Bäumen im Saarner Ortskern für Aufregung. Der Umweltverein protestierte, Bürger, die Grünen und die MBI. Der Protest verhinderte die Fällaktion am Mittwoch nicht, in einem Gespräch mit der OB erreichte die Werbegemeinschaft Saarn immerhin, dass noch in dieser Pflanzperiode – allerdings mit Hilfe von Sponsoren auf eigene Kosten – sieben Ersatzbäume gepflanzt werden sollen. Das hatte die Verwaltung ursprünglich nicht im Plan.
Die Grünen, die in der Bezirksvertretung wie die MBI gegen die Fällung votiert hatten, zeigten sich per Pressemitteilung „erzürnt“, weil die OB ihrer (populären) Forderung nicht nachgekommen war, die Fällaktion auszusetzen „Die Antwort auf Bitten um Bürgerfreundlichkeit und höhere Informationsdichte ist leider die Motorsäge“, wetzten die Grünen das Messer. Für Mühlenfeld bleibe Umweltschutz „im Ernstfall ein Sonntagsthema“. Dabei hatte die OB als Verwaltungschefin nur das nicht gestoppt, was zuvor von den gewählten „Volksvertretern“ in der Bezirksvertretung 3 beschlossen worden war. Hatten diese ihr „Volk“ nicht vertreten?
Die Grünen sind offensichtlich der Meinung: nein! Sie hatten vor, das Thema am 1. März noch einmal in der Bezirksvertretung behandeln zu lassen. Aber nein, so Fraktionschef Tim Giesbert, die Verwaltung bleibe starrsinnig und rechthaberisch. Die „Atemlosigkeit“, die die Stadt bei der Umsetzung von Beschlüssen in Saarn an den Tag gelegt habe, „wünschen wir uns eher bei anderen Dingen“.
In Saarn hat die Fachverwaltung die Fällung mit ihrer Verkehrssicherungspflicht gerechtfertigt. „Juristisch korrekt“ sei dies“, so Grünen-Bezirksvertreter Hans Hermann Stollen, „doch ökologisch blind“. Dazu passe die Information der Bevölkerung erst kurz vor der Fällung. Stollen: „Die Bürger wurden wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt.“
Da ist Sylvia Waage, Leiterin im Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen, anderer Meinung. Baumfällungen auf öffentlichem Grund seien stets Thema in den Bezirksvertretungen, dadurch sei Öffentlichkeit hergestellt. Theoretisch dürfte Waage Recht haben. Die Praxis allerdings, dass kaum ein Bürger sich in die Sitzungen der Kommunalpolitik verirrt, bleibt in dieser Betrachtung ausgespart. Frühzeitiger andere Wege der Kommunikation zu beschreiten, kommt für Waage aus besagtem Grund nicht in Frage. Außerdem könne die Stadt ihre Verkehrssicherungspflicht nicht zuvor mit den Bürgern abstimmen.
In Saarn sollen bis Ende März sieben neue Bäume gepflanzt werden. Die Werbegemeinschaft wünscht Bäume, die ins Gesamtbild passen. Abhängig ist die Wahl der Bäume laut Waage auch davon, „was jetzt noch in den Baumschulen zu bekommen ist“.
Auch im Witthausbusch kreiste dieser Tage die Säge. Die Oberförsterei ließ rund 50 Bäume umlegen, laut Stadt in der Hauptsache Buchen und Birken, auch Robinien und – „aufgrund erhöhter Verkehrssicherheit“ -- rund um den dortigen Spielplatz elf Roteichen. Eine Nachpflanzung sei nicht vorgesehen.