Mülheim. . Der Enkeltrick gehört zu den ältesten Maschen des Betrügerhandwerks. Um an das Geld von Senioren zu gelangen, geben sich die Täter als Enkel aus und ergaunern oft auf einen Schlag Tausende Euro. Eine 97-Jährige fiel nicht auf den Trick herein.

Das professionelle Lügen gehört zu ihrem Geschäft. Und das Geschäft läuft gut: Immer wieder schaffen es Betrüger, ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. Der so genannte Enkeltrick gehört zu den ältesten Maschen des Betrügerhandwerks – auf diese Weise ergaunern die Täter auf einen Schlag Tausende Euro. Ihre Opfer finden sie meist in betagten Menschen, denen sie vorlügen, ein Enkel oder Neffe zu sein und dringend einen größeren Geldbetrag zu benötigen. Obwohl Polizei und Medien stets vor den Enkeltricksern warnen, bleibt die Zahl der Straftaten über Jahre hinweg konstant.

Der (echte) Enkel

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Der letzte Fall aus Mülheim liegt erst zwei Tage zurück: Peter Müller (Name geändert) ärgert sich über den Betrüger, der versuchte, seiner 97-jährigen Großmutter Tausende Euro abzuluchsen. „Am Telefon hat sich der Mann als ihr Enkel ausgegeben und 40.000 Euro für einen angeblichen Autokauf verlangt“, berichtet der 44-Jährige. Obwohl die ältere Dame stutzig wurde, ging sie zur Bank und hob Geld von ihrem Konto ab. Zu Hause rief sie ihren echten Enkel an, um sich bei ihm rückzuversichern. Peter Müller roch den Schwindel, fuhr sofort zu seiner Oma und rief die Polizei. „Der Täter hat den Schockmoment ausgenutzt.“ Der Vorfall habe die ältere Dame sehr mitgenommen, auch wenn es am Ende gut ausgegangen ist. Ihre Zweifel haben Schlimmeres verhindert.

Die Polizei

„Die Dame hat sich richtig verhalten“, sagt Polizeisprecherin Tanja Horn. Und empfiehlt: „Im Zweifel sollten Betroffene sich immer bei Verwandten rückversichern oder die 110 wählen.“ Denn dieser Fall sei klassisch: Die Trickdiebe betreiben ihr Geschäft professionell und gehen dabei sehr perfide vor. „Rate mal, wer am Telefon ist“, lautet so ein erster Satz am Telefon. „Peter?“ Schon haben die Betrüger den Namen des Angehörigen, unter dem sie die Opfer weiter täuschen können.

„Die Täter nutzen die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft der Opfer aus“, weiß Horn. Meist handeln sie in organisierten Strukturen, manchmal aber auch als Einzeltäter. Hinzu komme, dass sich ältere Menschen schneller einschüchtern ließen, das Gehör im Alter schlechter werde, die Fähigkeit Stimmen zu unterscheiden nehme ab.

Das Problem sei außerdem, dass sich ältere Menschen nach einer solchen Tat schämen und sich nicht trauen Anzeige zu erstatten. „Manche wollen auch nicht als hilflos gelten und haben Angst, in ein Heim abgeschoben zu werden.“

Die Psychologin

„Ängste und Unsicherheiten spielen eine große Rolle“, weiß Psychologin Brigitte Vahsen. Und erklärt, warum Frauen öfter als Männer zu Opfern werden: „Männer der älteren Generation sind meist die Geldverwalter der Familien.“ Während jüngere Frauen wie selbstverständlich Geldgeschäfte regeln, haben ältere nie gelernt, mit Geld umzugehen. Zudem können sie schlechter „Nein“ sagen als jüngere. „Das ist aus der Tradition gewachsen.“

Die Täter hingegen bedienen sich psychologischen Tricks und nutzten die mütterliche Art der Opfer aus. „Sie bedienen sich der guten Eigenschaft der Damen, für ihre Familie in der Not helfen zu wollen.“ Die Psychologin rät: „Sagen Sie dem Anrufer, Sie rufen zurück und legen dann auf.“ Denn: „Kein liebevoller Enkel würde seine Großeltern so unter Druck setzen.“

Das Geldinstitut

In den meisten Fällen bekommt die Bank erst im Nachhinein mit, wenn ein Betrüger das Ersparte eines Kunden erbeutet hat. Aber: „Die Kassierer an unseren Schaltern sind für solche Fälle geschult und verwickeln im Zweifel ältere Menschen, die höhere Geldbeträge abheben wollen, in ein Gespräch“, sagt Frank Hötzel, Sprecher der Sparkasse Mülheim. „Vor einigen Jahren konnten wir so einen Betrug verhindern. Als eine ältere Dame mehrere tausend Euro abheben wollte, hat der Kassierer nachgehakt, wofür sie das Geld denn brauche“, erzählt Hötzel. „Er wurde stutzig und hat ihr daraufhin geraten, ihren Enkel anzurufen und vorsichtig zu sein.“