Mülheim. Aus allen Lagern wurden mehr Park-Kontrollen in Mülheims Stadtteilen gefordert. Seit einem Jahr kommt das Ordnungsamt dem nun nach. Doch wenn jahrzehntealte Parkgewohnheiten plötzlich teuer werden, kommt oft Frust auf.

Die Aufforderung kam von Bürgern, Bezirksvertretern und aus allen Fraktionen seit Jahren: „Kontrolliert das Parken in den Stadtteilen.“ Erfüllt wird dies seit rund einem Jahr, seit der Zentrale Außendienst des Ordnungsamts mehr Mitarbeiter hat. Und prompt kommt in den Außenbezirken Frust auf: Für jahrzehntealte Parkgewohnheiten gibt es plötzlich Knöllchen.

Das grundsätzliche Dilemma ist schnell zusammengefasst. „Wir haben viel mehr Autos als Parkplätze“, sagt Erich Oesterwind, Leiter des Zentralen Außendienstes. In kleinen Straßen wird es da schnell eng. In ganz Mülheim. Aus „personellen Gründen“ habe man aber lange fast ausschließlich in der Innenstadt kontrollieren können. Nun besteht das Team des Zentralen Außendienstes aus 40 Personen. Neun von ihnen sind nur für Verkehrsüberwachung zuständig; die anderen „machen das mit, wenn sie etwas sehen“. In den Stadtteilzentren sehen sie öfter etwas, denn dort ist laut Oesterwind der Parkdruck generell sehr hoch. Wenn die Problemlagen auch variierten.

„Niemand, der da steht, muss zahlen“

Beispiel Heißen-Mitte: Dort gibt es neben kostenpflichtigen auch kostenlose Parkplätze. Vergleichsweise viele sogar, direkt an der katholischen Kirche. Die jedoch bleiben meist frei. Dafür knubbeln sich die Autos in der nahen Sackgasse; das spart eine Minute Fußweg zur U-Bahn. Am Mittwochmorgen ist dort alles belegt, die markierten Parkboxen sind voll, auf dem Gehweg stehen Autos und auf der Fahrbahn.

Auch Andreas Schlacht parkt oft auf dem Gehweg. Seit 15 Jahren, schreibt er in einem offenen Brief, wohnt er in Heißen, seit 15 Jahren parkt er dort und das habe „noch nie jemanden gestört“. Dass er jetzt Tickets über 15 Euro bekommt, wurmt ihn. Er vermutet Taktik, um die Stadtkasse aufzubessern und zeigt auf die nahe Ecke zum Fünter Weg, wo ein Wagen des Ordnungsamtes regelmäßig auf dem Gehweg parkt.

Diese Argumente hat Erich Oesterwind schon gehört. Er kennt den knappen Parkplatz in Heißen. Aus diesem Grund habe man mit der Polizei abgemacht, die Stellfläche an der Ecke Paul-Kosmalla-Straße und Fünter Weg freizugeben. „Niemand, der da steht, muss zahlen“, betont er. Bereits eingeleitete Verfahren habe man wieder eingestellt.

Es geht nicht darum, Geld abzuzocken

Natürlich versteht er, dass man nah an der eigenen Haustür parken möchte, aber: „Wir haben kein Anwohnerparken. Wir können nur entscheiden: Steht der richtig oder falsch?“ Eine gewisse Kulanz habe man den Außendienstlern eingeräumt. Wenn ein Auto auf dem Gehweg steht, Kinderwagen und Rollstuhlfahrer aber vorbeikommen, müsse das nicht aufgeschrieben werden. Letztlich entscheide der Kollege vor Ort

Beispiel Dorf Saarn: Entlang der Düsseldorfer Straße gibt es keine kostenfreien Parkplätze – dafür laut Oesterwind aber „ständig Zoff“. Weil Kunden „nur mal eben bei der Sparkasse“ waren und bei der Rückkehr ein Knöllchen am Auto pappt. Die Brötchentaste habe da sehr geholfen.

Grundsätzlich, betont Erich Oesterwind, gehe es aber nicht darum „in den Außenbezirken Geld abzuzocken“. Gäbe es keine Kontrollen, ist er sicher, „wäre gar keiner mehr zufrieden“. Die jahrelange Forderung nach mehr Kontrollen in Stadtteilen gab es schließlich nicht grundlos.