Mülheim. .

Ärger an der Parkuhr: Die Erhöhung der Parkpreise und die Verlängerung der kostenpflichtigen Parkzeiten in Mülheim stößt bei vielen sauer auf. Einzelhändler, Anwohner und Besucher würden der Stadt am liebsten einen Strafzettel verpassen.

Normalerweise wählt Theodor Damann nicht so drastische Vokabeln. Beim Thema Parkgebühren aber platzt dem Vorsitzenden des Einzelhandelverbands der Kragen: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Händler.“

Die Reaktionen auf die Erhöhung der Parkpreise und die Verlängerung der kostenpflichtigen Parkzeiten fallen nicht nur bei Händlern negativ aus. Auch Anwohner und Besucher würden der Stadt für diese Entscheidung am liebsten einen Strafzettel verpassen.

Samstagvormittag auf dem Kirchenhügel: In der Altstadt bleiben heute viele Parkplätze frei. Auch unten in der Innenstadt, an der Leineweberstraße stehen Parklücken leer. An der Leineweberstraße versucht Maria Lüneburg-Schulze gerade, die neuen Parkzeiten am Automaten zu überblicken. „Noch bis vor kurzem konnte man samstags ab 13 Uhr frei Parken. Nun ist das erst ab 17 Uhr möglich“, ärgert sich die Besucherin aus Neukirchen-Vluyn.

Brötchentaste

Auch in der Woche wurden die Zeiten geändert – vorher war das Parken von 9 bis 17 Uhr kostenpflichtig, nun wurde es auf 8 bis 19 Uhr verlängert, eine halbe Stunde Parken kostet nun 50 Cent, vorher waren es 30 Cent. „Das ärgert mich sehr“, sagt Maria Lüneburg-Schulze. Schließlich müsse sie jede Woche zu ihrer hilfsbedürftigen Mutter, die in der Innenstadt wohne und sich selbst nicht mehr versorgen kann. „Wenn ich den ganzen Tag hier parken möchte, wird das eine teure Angelegenheit.“ Eine Ausnahmegenehmigung gebe es für solche Fälle nicht. „So bin ich gezwungen, ein teures Ticket zu kaufen.“ Da bringe auch die neu eingeführte Brötchentaste für 15 Minuten Freiparken nichts.

Auf die Kurzzeittaste braucht Andreas Wozniak erst gar nicht zu drücken: „Ich habe mein Geschäft auf der Leineweberstraße und muss den ganzen Tag hier parken“, erklärt der Händler. „Sonst konnte ich für drei Euro ein Tagesticket am Kasino ziehen. Doch das geht nach der neuen Regelung nicht mehr.“ Ohnehin seien auch die Miete für Langzeitparkplätze in den Tiefgaragen angehoben worden. Und er findet: „Die Stadt tut sich selbst keinen Gefallen damit.“ Die Kunden blieben weg, vor allem, wenn sie in allen Kaufhäusern in der Umgebung frei parken könnten. „Vielleicht wären teure Gebühren angemessen, wenn es denn den entsprechenden Handel geben würde, der die Leute in die Innenstadt zieht.“ Doch: „Hier gibt es ja kaum noch Geschäfte“, meint Wozniak. Zwar erheben Städte wie Essen oder Düsseldorf höhere Parksätze, doch dort habe man eine ganz andere Auswahl an Geschäften und an Gastronomie, erklärt der Mülheimer. „Im Übrigen kann man sogar rund um die Königsallee in Düsseldorf samstags ab 16 Uhr frei parken.“

Milchmädchenrechnung

Theodor Damann spricht im Namen der Händler, wenn er sagt, dass die Stadt an der falschen Stelle Geld eintreibt: „Durch die Baumaßnahmen, die schlechte Erreichbarkeit und die Konkurrenz durch die Kaufhäuser, sind die Parkgebühren ein zusätzlicher Faktor, warum Kunden der Innenstadt fern bleiben.“ Diese Entscheidung werde sich noch negativer auf den Handel auswirken. Mehreinnahmen durch Parkgeld – das sei eine Milchmädchenrechnung. „Mit den veränderten Bedingungen sind ja auch Kosten für die Stadt verbunden: Es muss mehr kontrolliert werden, die Steuerzahlung des Handels geht zurück, Kundenfrequenzen brechen weg – ob sich das rechnet, ist fraglich.“ Für eine solche Entscheidung habe er überhaupt kein Verständnis, so Damann. „Immerhin geht es für die Händler um ihre Existenz.“