Mülheim. . Die Hochschule Ruhr West profiliert sich bereits in der Forschung. Im Gespräch äußern sich Prof. Eberhard Menzel und Helmut Köstermenke zur Zukunft der Mülheimer FH.
Für was will die Hochschule Ruhr West eines Tages mal stehen?
Prof. Dr. Eberhard Menzell: Für eine sehr starke Kooperation mit der Wirtschaft und der Industrie, für einen sehr guten Service für die Studenten.
Die Studiengebühren werden in NRW abgeschafft. Sie Mülheimer FH hat erst gar keine erhoben. Kann Ihnen daher die Entscheidung des Landes egal sein?
Menzel: Keineswegs. Wir haben bisher keine Studiengebühren in Mülheim und Bottrop erhoben, weil die Hochschule im Aufbau ist, die Studenten folglich mit vielen Übergangslösungen leben müssen. In so einer Phase kann nicht alles perfekt laufen. Wir hatten aber schon vor, mit dem Umzug in den Neubau an der Duisburger Straße demnächst Gebühren zu verlangen. Das hat sich erledigt.
Bedauern Sie dies?
Helmut Köstermenke: Ja, es hat sich an anderen Hochschulen gezeigt, dass mit den Gebühren die Betreuung der Studierenden deutlich verbessert werden konnte. Die Studenten konnten mitbestimmen, fordern, es gab daher eine ganz andere Identifikation mit der Hochschule.
Menzel: Wir bedauern auch, dass selbst Langzeitstudenten von Gebühren künftig befreit sind.
Mit HPP aus Düsseldorf und Astoc aus Köln stehen nun die Büros fest, die die neue Hochschule planen. Die Entscheidung hat lange gedauert, sind Sie mit ihr zufrieden?
Menzel: Es kommt ein Entwurf zum Zuge, der aus unserer Sicht sehr viele Möglichkeiten offen lässt. Wir könnten mit diesem Bau schnelle Anpassungen an die Studiengänge vornehmen. Das ist wichtig, weil wir noch nicht wissen, was wir in zwei, drei Jahren an Studienfächern anbieten werden. Wir erstellen zurzeit dazu eine Analyse. Fest steht, dass wir immer den Schwerpunkt MINT, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, haben werden und dass wir vermehrt mit der Wirtschaft duale Studiengänge anbieten werden.
Wann wollen Sie einziehen?
Köstermenke: Wir gehen von einem Spatenstich Anfang 2012 aus und wollen zum Wintersemester 2014 einziehen.
In der Zwischenzeit geht es in Container. . .
Menzel: Wir sagen Pavillons. Das ist für Hochschulen nichts Ungewöhnliches. Diese Lösung lässt uns Spielraum, wir können nach Bedarf schnell auf Anforderungen und Studentenzahlen reagieren.
Die Stadt setzt hohe Erwartungen in die Hochschule und hofft unter anderem, dass die FH die Innenstadt belebt. Sehen Sie in der FH einen Motor für Mülheim?
Menzel: Die Stadt wird von der Hochschule etwas haben, wenn es auch Angebote für die Studierenden in der Innenstadt geben wird. Das kann die Kneipe sein, aber auch spezielle Kulturangebote oder auch Studententarife. Es werden möglicherweise nicht Scharen von Studierenden sein, die sich in Mülheim eine Wohnung nehmen werden. Wir rechnen auch hier wie an den anderen Hochschulstandorten im Ruhrgebiet damit, dass 60 bis 70 Prozent der Studierenden mit dem ÖPNV aus der direkten Umgebung anreisen.
Köstermenke: Profitieren wird in jedem Fall der Stadtteil Broich. Ich wohne inzwischen selbst dort und weiß, viele freuen sich dort auf die Hochschule. Da wird sich einiges an Geschäften ändern, neue Angebote entstehen.
Selbst in Mülheim wissen viele noch nicht, dass es am Ort eine Hochschule gibt. Wie sieht es jenseits der Stadtgrenzen aus?
Köstermenke: In der bundesweiten Hochschul-Szene sind wir sehr bekannt, auch wegen der neuen Studienangebote. Da schaut man schon sehr genau nach Mülheim und Bottrop: Was bieten die dort an? Was uns aber besonders freut, ist der hohe Anteil an Drittmittelförderung durch Unternehmen und das Land. Wir haben es als junge Hochschule geschafft, bundesweit im oberen Bereich der Drittmittelprojekte zu liegen, gemessen an der Quote eingeworbene Mittel pro Professor.
Gelingt es Ihnen, mehr Frauen für die technischen und naturwissenschaftlichen Fächer zu gewinnen?
Die Quote liegt in den technischen Fächern derzeit bei fünf bis zehn Prozent, also noch niedrig. Wir arbeiten daran, sie zu steigern. Das ist unser festes Ziel.