Die IG Metall Herne ruft zur Teilnahme am Aktionstag gegen Leiharbeit auf. Am 24. Februar geht es nicht nur um gleiche Bezahlung.

Kollege Hinz kann nicht klagen. Als Facharbeiter in der Metallbranche verdient er mit Leistungszulage 15,90 Euro in der Stunde. Dazu kommen Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, er ist sozial abgesichert. Neben ihm an der Werkbank steht Kollege Kunz, ein Leiharbeiter. Nicht schlechter qualifiziert als Hinz, aber mit einem Stundenlohn von 9,50 Euro von seinem „Verleiher“ deutlich schlechter bezahlt. Und wenn er nicht mehr gebraucht wird, fliegt er binnen zwei Wochen ‘raus. „Prekär beschäftigt“ nennt Eva Kerkemeier das. Die 1. Bevollmächtigte der Herner IG Metall kennt die Verhältnisse in den Herner Betrieben, und nicht selten sind sie so schwarz-weiß wie das Beispiel von Hinz und Kunz.

Rechtzeitig vor dem IG Metall-Aktionstag „Gleiche Arbeit? – Gleiches Geld!“ am 24. Februar hat die IG-Metall drei Herner Unternehmen angeschrieben, mit der Aufforderung, sich an der Kampagne gegen Leiharbeit zu beteiligen. „Bei Adams Armaturen an der Baukauer Straße sind 13 von 200 Beschäftigten Leiharbeiter“, sagt Eva Kerkemeier, „bei GEA Energietechnik an der Dorstener Straße 30 von 127.“ Und auch das Handwerk – Kerkemeier nennt Wärmetechnik Leickel in Wanne-Eickel – verzichte nicht auf Zeitarbeit. „Wir haben die Betriebe aufgefordert, mit dem Betriebsrat und der IG Metall zu verhandeln und bis zum 23. Februar einen Terminvorschlag zu machen.“ Neben gleicher Bezahlung wird die Übernahme der Leiharbeiter in normale Arbeitsverhältnisse verlangt.

Dass das funktionieren kann, zeigt das Beispiel Schwing. Dort haben Betriebsrat und Firmenleitung schon 2008 eine Vereinbarung getroffen, wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Klaus Vandreuke berichtet. Die Eckpfeiler: Maximal sieben Prozent der Beschäftigten dürfen Leiharbeiter sein. Sie sind gleich zu bezahlen wie die Schwing-Beschäftigten. Und: „Nach einem halben Jahr werden sie befristet übernommen, nach einem Jahr werden Gespräche über eine unbefristete Übernahme geführt.“ Und das funktioniert. Die Hälfte der seit 2007 neueingestellten über 200 Mitarbeiter sind ehemalige Leiharbeiter, die andere Hälfte Ex-Auszubildende.

Von einer ähnlichen Gesamtbetriebsvereinbarung bei Siemens berichtet Jo Sczepaniak, Betriebsratsvorsitzender im Werk Herne, ehemals Flender. „Leiharbeiter bekommen nach 18 Monaten das Angebot, unbefristet übernommen zu werden.“ Ausgehandelt wurde das im Juli 2009, jetzt, nach 18 Monaten, liefen die ersten Einstellungen.

Das Argument, die Zeitarbeitsfirmen versorgten die Betriebe mit den begehrten Facharbeitern, zweifelt Sczepaniak an: „Von Leiharbeitern kann man sich in kürzester Zeit trennen“, sagt er, „das ist der Hintergedanke.“ Dazu fällt Eva Kerkemeier gleich das Beispiel Nokia ein. „Da waren innerhalb von 14 Tagen 1200 Leiharbeiter auf dem Markt.“ Genau so lang war ihre Kündigungsfrist.

Ob Leiharbeit und zu welchen Bedingungen, entscheiden die Betriebsräte mit. Doch so wichtig es sei, diese zu stärken, damit sie „den Druck erhöhen“ – eines möchte Eva Kerkemeier nicht: „Dass wir die Hilfskolonnen sind, die alles reparieren.“ Will sagen: Entschieden wird in der Bundespolitik. Und dort müsse endlich das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geändert werden.