Mülheim. Auf Trödelmärkten wird viel Neuware verkauft. Aus Sicht der Stadt ist das erlaubt. Politiker und Einzelhandelsverband fordern dennoch das Eingreifen der Ordnungsbehörden: Denn auch von Hehlerware und hygienisch Problematischen Artikeln ist die Rede.
Beim Einzelhandelsverband wächst der Verdacht, dass auf vielen Trödelmärkten nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Wiederholt treten deren Mitglieder Politikern auf die Füße, und die haben reagiert: „Auf den Mülheimer Trödelmärkten ist verstärkt zu beobachten, dass in erheblichem Umfang Neuwaren wie Textilien, Lebensmittel und Elektrogeräte angeboten werden“, stellen SPD und CDU gemeinsam fest und fordern die Stadtverwaltung auf, über die Ordnungsbehörden einzugreifen.
Hygienische Standards nicht erfüllt
Doch nicht nur von Neuwaren ist die Rede, auch von Hehlerware und hygienisch problematischen Produkten. „Die hohen hygienischen Standards, die von Fachgeschäften gefordert werden, können und werden auf diesen Märkten nicht erfüllt“, sagt Hartmut Buhren, Vorstandsmitglied des Einzelhandelsverbandes. Auch er stellt besorgt fest: „Der Anteil von Neuwaren hat immer mehr zugenommen.“ Der ursprüngliche Gedanke, dass Privatleute Gebrauchtes oder Antikes verkaufen, werde an vielen Orten nicht mehr erfüllt.
Der Verband sieht darin eine klare Wettbewerbsverzerrung, eine Konkurrenz. Vor allem auch deshalb, weil an 48 Sonntagen im Jahr an irgendeiner Stelle in Mülheim ein Trödelmarkt stattfindet. Noch einen Schritt weiter geht ein Händler, der beklagt, dass Ware, die bei ihm gestohlen werde, später auf Trödelmärkten wieder auftauche.
"Förderung des Schwarzhandels"
Auch darauf gehen CDU und SPD ein: „Im Interesse der Besucher ist sicherzustellen, dass kein Diebesgut verkauft wird“, so die Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Michels und Dieter Wiechering. Sie sehen zudem in der starken Kommerzialisierung der Trödelmärkte eine versteckte „Förderung des Schwarzhandels“. Ihre Forderung ist, dass die Stadt auf Trödelmärkten den Verkauf von Neuwaren ohne Gewerbeschein ganz unterbindet.
Doch so einfach ist das nicht. Es gebe unterschiedliche Rechtsauffassungen, heißt es im Rathaus. Pro Monat und je Stadtteil lässt die Stadt Mülheim einen Trödelmarkt zu, der Tag spielt dabei keine Rolle. Neuwaren dürfen dort aus Sicht der Stadtverwaltung durchaus verkauft werden, weil auch ein Trödelmarkt halt ein Markt sei. „Wir haben den Regierungspräsidenten allerdings jetzt gebeten, diese Rechtsauffassung zu überprüfen“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Auch das Rechtsamt habe den Vorgang noch einmal zum Thema gemacht.
Regelmäßige Kontrollen
Die regelmäßigen Kontrollen der Trödelmärkte durch den Außendienst des Ordnungsamtes beziehen sich laut Wiebels in erster Linie auf Einhaltung der Auflagen zum Verkehr und zu den Ständen. „Unsere Mitarbeiter prüfen nicht, ob eventuell Hehlerware oder Diebesgut verkauft wird.“ Das sei Angelegenheit von Polizei und Zoll. Wie die Polizei mitteilt, gibt es zurzeit keine vermehrten Hinweise auf derartige Straftaten. Sollte dies der Fall sein, würde der Veranstalter von der Stadt als nicht mehr vertrauenswürdig eingestuft und sein Trödelmarkt kurzerhand gestrichen.