Mülheim. . Entgegen dem Landestrend stiegen die Unfallzahlen in Mülheim um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist das Unfallrisiko erstmals höher als in Essen. Eine beweisbare Erklärung für den Anstieg der Unfälle gibt es nicht.

Bei 6.031 Unfällen sind im vergangenen Jahr 590 Menschen verunglückt, 11,5 Prozent mehr als 2009. Die Zahl der verunglückten Kinder stieg um mehr als 45 Prozent auf 61, die Zahl der Alkoholunfälle mit verletzten Personen wuchs um 20 Prozent. Durch diese Zunahmen gegen den Landestrend war das Unfallrisiko in Mülheim erstmals höher als in Essen.

Anomalien sorgfältig untersucht

Eine Erklärung für diese „erstaunliche gegenläufige Entwicklung“ kann Dittmar Hoga, neuer Chef der Mülheimer Verkehrsdirektion, nicht wirklich anbieten. „Wir haben die Statistik auf Anomalien sorgfältig untersucht. Aber es gab zum Beispiel keinen Schulbusunfall, der die hohe Zahl der verletzten Kinder erklären würde“, sagt er. Während die Zahl der Unfälle mit Verletzten im Bereich des Polizeipräsidium Essen um 7,2 Prozent zurück ging, stieg sie auf Mülheimer Stadtgebiet um 5,5 Prozent an.

Auch das Wetter mit zwei harten Wintern taugt nicht als Erklärung. Schnee und Eis bringen erfahrungsgemäß viele Unfälle, aber weniger Verletzte. Denn im Verkehr besonders gefährdete Gruppen wie Senioren gehen wie im Dezember nur noch auf die Straße, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Auf glatten Straßen sind die Autos außerdem langsamer unterwegs, so dass es meistens bei Blechschäden bleibt.

Im längerfristigen Vergleich kein Ausreißer

Zwei unbeweisbare Erklärungen legt Hoga vor. „Möglich, dass Ruhrbania mit den vielen Änderungen der Verkehrsführung für Irritationen und mehr Unfälle sorgt. Und: „In der Zeitreihe von 2002 bis 2010 pendelt die Zahl der Verletzten um die 600. 2009 waren die Unfallzahlen besonders niedrig. Deshalb sehen die neuen Zahlen jetzt aus wie Ausreißer nach oben, obwohl sie es im längerfristigen Vergleich gar nicht sind.“

Ein besonders Augenmerk hat die Mülheimer Verkehrsdirektion auf Unfallfluchten, die in Mülheim um 10,4 Prozent auf 1.228 angestiegen sind. Mit berechtigtem Stolz verwiesen die Verkehrsexperten der Polizei darauf, dass die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit Personenschaden auf 73,1 Prozent gestiegen ist, deutlich mehr als in Essen (70,6) und im Landesdurchschnitt (68,4 Prozent). Und es gibt eine weitere gute Nachricht: Die Zahl der verunglückten Senioren ist um 18,4 Prozent auf 62 gesunken. Das schreibt sich die Polizei als Ergebnis ihrer Schwerpunktaktionen mit Senioren zu Gute.

Schwerpunkt Tempokontrollen

Bei der Verkehrsüberwachung hat die Polizei im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt gesetzt auf die Tempokontrollen. Mehr als 26.000 Temposündern haben Polizisten in Essen und Mülheim erwischt, gestoppt und belehrt. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr wird die Umsetzung des Landesprojektes „Crash Kurs NRW“ sein, das Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr anrühren und bewegen will. Und das nicht nur mit den schon bekannten Schockvideos, sondern auch mit Berichten von Notfallseelsorgern, Notärzten, Verletzten und ihren Angehörigen. Die Aktionen sollen Mitte März beginnen. In Großbritannien, berichtet Hoga. habe dieses Projekt eindrucksvolle Ergebnisse erbracht.