Unscheinbar sieht er aus, der dunkelgrüne Kombi. Nicht neu und protzig – eine typische Familienkutsche, möchte man meinen. Doch von wegen! Im Inneren steckt moderne Technik, die den Rasern an den Kragen will.
„Wir sind damit vor allem in verkehrsberuhigten Bereichen unterwegs“, sagt Erich Oesterwind, Außendienstleiter des Ordnungsamtes. „Vor Schulen, Kindergärten und in Dreißigerzonen.“ Die Erfahrung der Verkehrswächter hat nämlich ergeben: „Die Tendenz ist schon, dass die Leute in diesen Bereichen häufig zu schnell fahren.“ Es ist der erste Radarwagen der Stadt. Wie es heiß, werde über weitere nachgedacht.
Die Idee zur Anschaffung des Fahrzeuges entstand aus gemeinsamen Überlegungen von Stadt und Polizei. In Essen gibt es bereits vier solcher mobilen Radarmessfahrzeuge „und wir haben gesehen, dass das woanders gut funktioniert“, so der Erste Polizeihauptkommissar Uwe Rippke. „Wir als Polizei waren nicht ganz unschuldig daran, dass wir so ein Fahrzeug jetzt auch in Mülheim haben.“
Eine übermäßig „gefährliche“ Stadt sei Mülheim zwar nicht, aber: „Je sicherer der Verkehr, desto besser ist es für alle“, so Rippke.
Manche Verkehrsteilnehmer seien durch Aufklärung und Präventionsarbeit, die die Polizei seit Jahren leistet, leider nicht zum besonnenen Fahren zu bewegen. „Es gibt die Menschen, die eben mal aus Unachtsamkeit zu schnell fahren, wie das jedem mal passiert“, erläutert Uwe Rippke. „Aber dann gibt es auch die Unverbesserlichen. Da hilft dann letztendlich nur blitzen, erwischen, bestrafen. Die sind eine wandelnde Zeitbombe für alle.“ Wer sich nicht belehren lasse, müsse den Führerschein schließlich eines Tages abgeben. Und das sei wohl dann auch besser so.
„Wir können nur versuchen, das Bewusstsein für die Temporisiken bei möglichst vielen Autofahrern zu wecken.“
20 000 Euro wurden in die Anschaffung des Wagens investiert, und dazu noch einmal 45 000 Euro für das Radargerät und die Schulung der Mitarbeiter. Viermal die Woche ist es nun unterwegs. „Wir konzentrieren uns dabei ausschließlich auf die Gegenden um Kindertagesstätte, Schulen und verkehrsberuhigte Zonen“, so Oesterwind. Erwischt werden im Durchschnitt 40 Raser pro Tag – eine stolze Zahl.
Die Feuerwehr kennt die Folgen zu hoher Geschwindigkeit zur Genüge: „Wir können die Uhr danach stellen“, seufzt Horst Brinkmann. „Im Sommer haben wir gehäuft Unfälle mit Motorradfahrern, häufig auch mit Radfahrern.“
Doch muss es erst so weit kommen, dass die Rettungskräfte ausrücken müssen? Die Fahrzeugtechnik ist inzwischen soweit verbessert worden, dass Autos zunehmend sicherer werden. „Entscheidender Faktor ist der Mensch“, erklärt Hauptkommissar Rippke. „Wir können nur versuchen, die Unfallzahlen zu minimieren, indem wir dort ansetzen. Die EU hat sogar eine ‘Aktion Zero’ ins Leben gerufen, die die Unfälle auf null senken will. Das wünschen wir uns natürlich alle.“
Ein finanzielles Interesse an Bußgeldern durch den Radarwagen bestreiten sowohl die Polizei, die insgesamt über 8 Messgeräte verfügt, als auch das Ordnungsamt. Hier gehe es um Sicherheit. Diplom-Ingenieur Norbert Todt von der Dekra rät zur Vermeidung von Bußgeldern oder gar Unfällen: „Beim Fahren die Sinne immer auf ‘Hab Acht!’ stellen. Einen Krankenwagen mit Sirenen nimmt jeder sofort als Gefahr wahr, aber was ist mit den Kindern, die am Fahrbahnrand spielen? Man sollte immer mit den Fehlern des anderen rechnen.“