Mülheim. . Am Samstag fand in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle die “Internationale Profi-Boxgala“ statt. Vor den Augen der Zuschauer stiegen nahmenhafte Sportler wie Arthur Abraham in den Ring und begeisterten die Boxfans. Kaum ein Platz in der Halle war frei.

So viel geballtes Testosteron findet man selten – so viel Adrenalin und so schweiß-getränkte Luft allerdings auch. Samstag stiegen bei der „Internationalen Profi-Boxgala“ namhafte Sportler wie Arthur Abraham in den Ring und brachten in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle zwischen Fernsehkameras der ARD und Mettbrötchen eine eigene Atmosphäre mit.

Experten im Halbdunkel

Freie Plätze gibt es in der Rhein-Ruhr Sporthalle kaum. Auch auf dem Rund oberhalb der Tribünen sind die Positionen direkt am Gitter belegt. Und dennoch ist es seltsam still in der Halle. Die meisten schauen gebannt zu. Unten im hell beleuchteten Ring tänzeln gerade der Deutsche Dominik Britsch und der Ire Joe Rea. Dann plötzlich schlägt Britsch zu, einmal, zweimal, dreimal. Sofort gehen die Zuschauer mit, bejubeln die Schläge des Deutschen, klatschen, pfeifen. „Gute Aktion“, lobt ein Mann, der oben im Halbdunkel am Gitter steht. Experten sind reichlich da an diesem Abend.

Boxgala in Mülheim

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Diese Experten, sie sind überwiegend männlich, doch sie kommen in verschiedenen Varianten daher. Anzug und Jogging-Anzug treffen aufeinander, Jeans und Bundfaltenhosen, Turnschuhe und Pumps, das kleine Schwarze und das kleinste denkbare Schwarze. Junge Männer stellen die Mehrheit im Publikum, doch es gibt auch Senioren, junge Pärchen, Ehepaare kurz vor der Goldhochzeit und Jungs im Grundschulalter. Allein die kleinen Mädchen fehlen. Dafür sehen manche so aus, als könnten sie selbst in den Ring steigen. „Wie viele Kämpfe hast du schon?“ „16.“ Solche Gespräche sind keine Seltenheit. Die Promotion-Girls im knappen Kleid besprechen derweil die letzte Stunde im „Pädagogik-Lk“.

Duz-Atmosphäre

Unten im Ring geht es – Pardon! – Schlag auf Schlag. Keine fünf Minuten liegen zwischen den einzelnen Kämpfen. Kaum ist ein Sieger verkündet, laufen schon die nächsten zum selbst gewählten Lied ein. Rap spielt da, Heavy Metal, irische Folkmusik und natürlich „Eye of the Tiger“. Bunte Lichter huschen dann über die sitzenden Zuschauer. Die unzähligen Scheinwerfer, die vielen Menschen, die Schwitzenden im Ring machen es fast unerträglich warm und stickig in der Halle und verbreiten klassischen Sporthallen-Geruch. Stört keinen, wichtig ist „im Ring“. „Der haut ja nur gegen die Deckung, der Esel!“

Die Stimmung ist locker, es herrscht Duz-Atmosphäre. Die Experten teilen ihr Fachwissen gerne mit jedem, fachsimpeln und diskutieren. Die Kämpfe unten werden härter, die Zuschauer gehen mehr und mehr mit, es wird gejubelt, angefeuert. Einige teilen ihre Ratschläge nun nicht mehr nur untereinander, sondern rufen sie auch in die Halle. „Box ihn! Box ihn rechts!“ Man merkt, wie die Aufregung steigt. Dann ein Tiefschlag und ein kollektives, männliches Aufstöhnen. Oben auf einer improvisierten Tribüne wird derweil Waldemar Hartmann abgepudert.

Live einfach besser

Begeistert sind auch Hans und Dennis Ocklenberg. Eines der vielen Vater-Sohn-Duos, das an diesem Abend gekommen ist. „Die Atmosphäre ist toll. Das ist wie beim Fußball, das ist live auch besser“, findet Dennis. Das sieht auch Hannelore Urban so. „Seit zig Jahren“ sei sie Anhänger von „Ring Frei Mülheim“: „Bei uns saßen die Boxer schon im Wohnzimmer.“ Diesmal sitzt sie mit Bekannten bei Würstchen mit Kartoffelsalat um einen reservierten Biertisch mit bestem Blick auf den Ring. Auch das Trüppchen lobt die Atmosphäre, die sei einzigartig und – schiebt Hannelore Urban fast verschwörerisch hinterher: „Besonders für uns Frauen.“