Für viele Besucher des Rhein-Ruhr Zentrums brachte dieser Tag die neue Variante des Shoppens: Vor dem Hintergrund der Boxgala an diesem Samstag, 12. Februar, 18 Uhr, in der dann ausverkauften RWE-Sporthalle war der Einkaufsbummel mit Boxeinlage das Angebot der Stunde.

Sauerland Event aus Berlin kennt sich damit aus, den Boxsport ganz nah an den Konsumenten zu bringen. Bei der Präsentation im Einkaufszentrum war das nicht anders. Die Scheinwerfer ruhten auf dem vergleichsweise kleinen, im Erdgeschoss aufgebauten Trainingsring, der die Passanten zunehmend magisch anlockte. Viele kannten die boxenden Protagonisten bislang nur vom Hörensagen oder von Fernsehübertragungen. Nun kennen sie den King Arthur Abraham, seinen kroatischen Gegner Stjepan Bozic, die sich am Samstag im WM-Kampf im Cruisergewicht gegenüberstehenden Yoan Pablo Hernandez aus Kuba und Steve Herelius aus Frankreich und den aufstrebenden, vor Ehrgeiz strotzenden Dominik Britsch aus dem Sauerland-Stall viel besser und vor allem persönlich. Die schlagstarken Gentlemen bewiesen sich beim öffentlichen Pressetraining, beobachtet von einem ARD-Team, als grundfreundliche Zeitgenossen, die zu jedem Plausch und zu jedem Autogramm bereit waren. Und natürlich für Handyfotos, die dem Auslösenden eine dauerhafte Erinnerung bescheren.

Trainerlegende Ulli Wegner weiß seine Schützlinge wenige Tage vor dem Ernstfall gut in Schuss. „Wir alle freuen uns und versprechen dem Publikum spannende Kämpfe. Das gilt auch für die Vorkämpfe, das kann ich ihnen garantieren. Wir haben für unsere Boxer gute Gegner ausgesucht.“ Für Abraham eben diesen in Las Vegas/USA lebenden Bozic. Abraham soll gut vorbereitet sein, wenn es im Mai in den Vereinigten Staaten in der Super-Six-Serie weitergeht. Wegner, die Ikone des Boxsports, blickte auch noch einmal auf den letzten Mülheimer Abend zurück: „An den damaligen Stromausfall kann ich mich noch gut erinnern“, hieß es mit einem Augenzwinkern.

Beim Hünen Hernandez sprach der Coach von „unserem gut aussehenden Kubaner.“ Der kletterte dann, nach dem publikumswirksamen Weg die Rolltreppe hinunter, mit einem smarten Lächeln in den Ring und bearbeitete die Handschuhe des Trainers mit trockenen Schlägen. Die Herren kennen sich bestens. Der Kubaner lebt seit sechs Jahren in Halle an der Saale und wird in Berlin von Wegner trainiert.

Beim Gegner Herelius war beim Flug von Miami nach Deutschland die Sportausrüstung abhanden gekommen. Ohne Boxhandschuhe war nur ein Schattenboxen möglich. Der spontane Sparringspartner kam aus dem Publikum: Baris (25) aus Duisburg. Dabei war der doch gekommen, um seinen Liebling Abraham zu sehen. Zu dieser Begegnung, mit kleinen Boxhandschuhen als Erinnerungsgeschenk, kam es später. Zuvor hatten Spaßvogel Herelius und Baris sichtlich großes Vergnügen.

Bozic gönnte dem staunenden Publikum, das direkt nebenan beim Kaffee saß oder oben am Geländer stand, nur eine Kurzeinlage. Nach wenigen Minuten hatte er sein Pensum erfüllt. Womöglich wollte er sich vom Gegner nicht in die Karten schauen lassen. Aber er schaute genau hin, als Abraham kam. Der zelebrierte das Bandagieren der kostbaren Hände, legte mit Coach Wegner noch eine Extrarunde ein („Abraham wird nie geschont, auch hier nicht“, so Sauerland-Event-Sportdirektor Hagen Doering) und schob ein minutenlanges Seilspringen nach. Keine Frage. der King will es wissen!