Anette Dohrmann, Beate Fischer und Anne Kebben kennen ihre Stadt wie kaum jemand sonst. Die Damen sind drei von insgesamt 14 Gästeführern, die sich um Besucher bemühen.

Sie lotsen Touristen zu den Einmaligkeiten Mülheims, zu seinen Sehenswürdigkeiten und Orten, die sonst verborgen bleiben – für Mülheims Gäste sind sie Repräsentanten der Stadt. Und das seit nunmehr zehn Jahren.

Mehr als 30000 Menschen haben in den vergangenen zehn Jahren an Touren der Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) teilgenommen. „Die Tendenz ist leicht steigend“, sagt Angela Christians, Touristikerin bei der MST. Das Kulturhauptstadtjahr habe den Tourismus in der Stadt weit voran gebracht: „Wir hatten 2010 fast 18000 Übernachtungen mehr als im Vorjahr“, meint MST-Chefin Inge Kammerichs. Rund 14000 davon gehen aufs Tourismus-Konto. Mit dem Ende des Kulturhauptstadtjahrs reiße der Touristenstrom nicht ab. Im Gegenteil: „Im kommenden Jahr haben wir bereits sehr viele Vorbuchungen“, so Angela Christians. Und weiß, dass Mülheim und das Ruhrgebiet nun stärker als touristisches Ziel wahrgenommen werden. Das kommt der Stadt auch wirtschaftlich zu Gute. Denn jeder Besucher gibt Geld in der Stadt aus – Tourismus als Wirtschaftsförderung.

Mit Urkunden und lobenden Worten wurden nun sechs Gästeführer geehrt, die seit den Anfängen der Touren vor zehn Jahren mit dabei sind. Auf Honorarbasis begleiten die Gästeführer Besucher durch die Stadt. In individuellen Touren oder in den zahlreichen Rundfahrten, wie „Von Hexen, Geistern und dem Bopp von Broich“, die „Villentour“, das „Sight-Jogging“ oder die Rallye für Jugendliche. Manchmal komme es auch zu lustigen Szenen. So kann jede der drei Damen eine Anekdote aus zehn Jahren Tourleiter-Karriere erzählen. „Ich habe mal einen Junggesellenabschied begleitet“, erinnert sich Beate Fischer. „Die jungen Herren trugen alle Wikinger-Kostüme“, lacht sie. Gerade die verschiedenen Menschen seien das Interessante an diesem Job, Routine komme da selten auf. „Jede Fahrt und jede Gruppe ist anders“, weiß Anne Kebben, die sich auf Kinder- und Jugendtouren spezialisiert hat. Besonders Kinder stellen Fragen, die nur schwer zu beantworten sind. So wie ein Mädchen beim Rundgang durchs Schloß Broich: „Wie wird man Prinzessin?“

Dabei müssen die Führer ihre Rundgänge genau planen und dafür eine Menge Vorarbeit leisten. „Die Ausarbeitung von Touren nimmt die meiste Zeit in Anspruch“, verrät Anette Dohrmann. „Man muss jede Route vorher abfahren und eine exakte Zeitplanung entwickeln.“ Mittlerweile sind die Damen echte Mülheim-Expertinnen. Schließlich müssen sie in allem Bescheid wissen – über Politik, Geschichte, Architektur. „Viele Besucher fragen sehr spezielle Dinge, da muss man sich mit allen möglichen Themen auskennen.“ Von Ruhrbania, über die Produktpalette ansässiger Unternehmen bis hin zur Stadtgeschichte.

Für den „Aah-Effekt“ sorgen vor allem Ausflüge ins Ruhrtal. Denn: „Viele Besucher von außerhalb wissen nicht wie grün es im Ruhrgebiet ist“, sagt Beate Fischer. Mülheimer lassen sich zu einem erstaunten „Oooh!“ hinreißen, wenn sie hinter die Türen der Altstadt blicken dürfen. „Oder auf den jüdischen Friedhof“, weiß Anne Kebben. „Dann sind viele erstaunt, welche Schätze sich hier verstecken – mitten in ihrer Nachbarschaft.“