Mülheim.

Die großen Straßen der Stadt sind momentan von Plakaten gesäumt, auf denen Pythons züngeln, schwere Spinnen sich abseilen oder Kaimane grimmig die Zähne zeigen. Am 5. und 6. Februar sollen sie alle in der RWE Rhein-Ruhr Sporthalle versammelt sein, „hautnah und zum Anfassen!“ – wie der Veranstalter verspricht.

Schaustellerfamilie mit "reisendem Schulzoo"

Wer die angegebene Info-Nummer wählt, landet per Mobiltelefon bei Alexandra Hein. Aber auch André oder Adel Hein, zwei Brüder, können Auskunft geben, denn wir haben es hier mit einer Schaustellerfamilie zu tun, die aus der Gemeinde Lützow in Mecklenburg-Vorpommern stammt. Vor Jahrzehnten seien bereits die Schwiegereltern mit einem „reisenden Schulzoo“ unterwegs gewesen, berichtet Alexandra Hein. Inzwischen hat man sich spezialisiert auf Spinnen, Reptilien, Amphibien, Insekten. Die nächste Generation ist auch schon mit auf Tour: fünf Sprösslinge im Alter zwischen sieben und 17 Jahren.

Am späten Freitagnachmittag wollen die Heins mit ihrem 15 Meter langen Tiertransporter anrücken, in dem sich die Terrarien befinden. Dann wird in der Rhein-Ruhr Sporthalle aufgebaut: „250 Tiere werden es sein“, sagt André Hein, ausgebildeter Tierpfleger, „rund 100 verschiedene Arten“. Was er betonen möchte: „Alle sind eigene Nachtzuchten, wurden also schon in Gefangenschaft geboren.“

Giftschlangen sind zu gefährlich

Welche Geschöpfe die Besucher genau erwarten, konnte man jüngst in Witten und wenig später in Bergkamen besichtigen, denn dort machte die rollende Reptilienschau zuletzt Station. In den Nachberichten der örtlichen Presse spielen folgende Akteure die Hauptrollen: Netz- und Tigerpython, grüner Leguan (zum Anfassen), Spornschildkröte und Goliath-Riesenvogelspinne (mit den Ausmaßen eines Kuchentellers). „Giftschlangen zeigen wir nicht“, versichert Alexandra Hein, „das wäre zu gefährlich.“ Es wurde ihnen just in Mülheim auch ausdrücklich verboten.

Wer Tiere gewerbsmäßig zur Schau stellt, braucht gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes eine behördliche Erlaubnis (in der Regel: des Ortes, in dem er gemeldet ist), muss Sachkunde und artgerechte Unterbringung nachweisen. Die angekündigte Reptilienschau ist also schon länger stadtbekannt, dabei laufen die Fäden im Veterinäramt zusammen.

Riesenschlangen und Schnappschildkröten unter Verschluss

Der Veranstalter habe eine behördliche Erlaubnis vorgelegt, erklärt Carolin Richter, amtliche Tierärztin, „diese ist auch in Ordnung. Wir haben aber im speziellen Fall zum Schutz der Bürger wie auch der Tiere zusätzliche Auflagen erlassen. So möchten wir nicht, dass Giftschlangen ausgestellt werden. Und: Gefährliche Tiere müssen in besonders gesicherten Terrarien aufbewahrt werden.“ Nicht nur hinter Glas, sondern unter Verschluss müssen also die Riesenschlangen bleiben, „die aufgrund ihrer Kraft Menschen gefährlich werden können“, ebenso Schnappschildkröten (wie der Name schon sagt), Pfeilgiftfrösche, Kaimane und einige andere.

Kontrolle ist angekündigt: „Wir werden uns die Ausstellung anschauen“, kündigt die amtliche Veterinärin an, „gemeinsam mit einem Reptilien-Sachverständigen.“ Angefragt sei u.a. Kornelis Biron, Reptilienarzt und anerkannter Experte aus Düsseldorf.

Die Wanderausstellung der Heins ist nicht die einzige dieser Art. „Leider“, meint André Hein, „sind viele Trittbrettfahrer unterwegs, die sich wenig Mühe mit den Tieren geben.“ Er sagt aber auch: „Die meisten meiden Mülheim, weil das Veterinäramt dort so strenge Auflagen macht.“ Für sein Familienunternehmen kein Problem. „Wir kennen es nicht anders.“