Mit großer Mehrheit beschloss der Kulturausschuss gestern die Stilllegung des Bücherbusses und die Schließung der Zweigstelle Lirich der Stadtbibliothek.
Soeben noch hatten die meisten Mitglieder des Kulturausschusses in der Panoramagalerie beim Überblick über die geplanten Oberhausener Projekte zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010 beinahe Tränen in den Augen, da fielen diese Wehmutstropfen in den Freudenkelch. Das ging ohne großes Getöse beinahe geschäftsmäßig ab, nur die Grünen und die Linke Liste stimmten dagegen. Deren Vertreter hielten es offenkundig bei weitem nicht für ausreichend, dass eine mobile Versorgung der Kindergärten gewährleistet werden soll.
Vor allem Frank Dittmeyer von der Linken Liste schien dieser Versorgung nicht so recht zu trauen, und mit Blick auf ein vorheriges Oberhausener Projekt zur Kulturhauptstadt meinte der Stadtverordnete: „Wenn so die Erfindung der Zukunft aussehen soll, dann haben wir andere Vorstellungen davon.” Ohnehin hatte er schon zuvor bei der Vorstellung der Ruhr 2010-Projekte reichlich Bauchschmerzen gehabt.
Seit 1981 hatte der Bücherbus feste Bibliothekseinrichtungen ersetzt, die damals in Holten und auf dem Tackenberg geschlossen wurden. Außerdem fuhr er bibliothekarisch unterversorgte Stadtteile in Randgebieten an, Alstaden etwa, Buschhausen oder das Knappenviertel. Die Nutzung stieg über Jahre stetig. Jetzt sollen die bisherigen Kunden in sogenannte „ortsfeste Bibliothekseinrichtungen” in der Nähe der bisherigen Haltepunkte des Bücherbusses gelockt werden. Schüler werden weitgehend auf die Schulbibliotheken verwiesen. Die künftige „Leseförderung im vorschulischen Bereich”, also die mobile Versorgung der Kindergärten, soll in der nächsten Sitzung vorgestellt werden.
Die Stillegung des Bücherbusses erfolgte entsprechend einem Ratsbeschluss zum Haushaltssicherungskonzept vom 23. Juni dieses Jahres. Dort hatte der Rat auch einen Auftrag vergeben zu prüfen, inwieweit sich die Stilllegung des Bücherbusses auf die feste Zweigstelle Lirich auswirken würde. Angesichts von dort nur sechs wöchentlichen Öffnungsstunden und einem Medienbestand in Höhe von rund 17 000 Einheiten erschien ein Erhalt mit Blick auf die Kosten-/Nutzen-Relation als nicht vertretbar bei pauschalierten Kosten in Höhe von 98 000 Euro. Der Versuch einer Kooperation mit anderen Partnern sowohl im Rahmen des Stadtteilerneuerungsprojektes Lirich als auch über eine Einbindung des nahe gelegenen „Jugendhofs St. Katharina” scheiterte.
Die Schließung der Zweigstelle, die ihre Rechtfertigung aus ihrer Doppelfunktion bezogen habe, da sie auch als Magazin für den Bücherbus diente, bringt ein Einsparpotential in Höhe von 80 000 Euro. Bei der Stilllegung des Bücherbusses liegt die Einsparung mehr als doppelt so hoch, insgesamt 180 000 Euro. Denn zum einen fallen zwei Teilzeitstellen mit insgesamt 53 Wochenstunden weg. Zum anderen wurde der Vertrag mit den WBO (Fahrerin und Betriebsbereitschaft gekündigt), ab 2009 fällt noch eine Vollzeitstelle weg.