Mülheim/Bottrop. .

Bottrop und Hünxe planen ein 13 Hektar großes Areal für flugaffines Gewerbe. In Mülheim dagegen ist eine solche Projektierung auf Eis gelegt geworden. Wandern nun vorzeitig die am Flughafen ansässigen Unternehmen ab?

Eine Meldung aus Bottrop hat selten so viel Strahlkraft, dass sie überhaupt Mülheim erreicht, folgende macht doch die Runde: Am Verkehrslandeplatz „Schwarze Heide“ planen Bottrop und Hünxe ein 13 Hektar großes Areal für flugaffines Gewerbe. In Mülheim dagegen ist eben eine solche Projektierung für die Brunshofstraße längst auf Eis gelegt, überhaupt: Eine Ratsmehrheit will keinen Flughafen mehr. Wandern nun vorzeitig die am Flughafen ansässigen Unternehmen ab?

Kurz die Fakten: Laut dem Chef der Bottroper Wirtschaftsförderung, Reiner Goppold, soll bis Mitte 2011 Planungsrecht für das interkommunale Gewerbegebiet ge­schaffen sein, schon jetzt will man um ansiedlungswillige Firmen aus dem Flug- oder flugnahen Gewerbe werben. Dabei unterstreicht Goppold zwar, dass man die Akquise bundesweit angehe und nicht gezielt Firmen vom Flughafen Essen-Mülheim ansprechen wolle. In Mülheim zu „wildern“ verbiete sich, weil man seit der gemeinsamen FH-Bewerbung ein „exzellentes Verhältnis“ zur hiesigen Wirtschaftsförderung und zur Stadtspitze pflege. Wenn bei den Interessenten indes Mülheimer Firmen dabei seien, „sind wir natürlich gesprächsbereit“. Goppold vernimmt am Mülheimer Flughafen nach dem Ausstiegsbeschluss durchaus „starke Auflösungserscheinungen“.

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Offensiver wirbt der Geschäftsführer des Verkehrslandeplatzes „Schwarze Heide“, André Hümpel, für eine Ansiedlung. Die Bedingungen vor Ort seien im Vergleich zu Mülheim optimal. Die Landebahn sei erst jüngst auf 1500 Meter verlängert worden, in Bottrop dürften nicht nur Propeller-, sondern auch Düsenmaschinen starten und landen. Das ermögliche jene Geschäftsflüge, um die in Mülheim erfolglos gerungen worden ist. „Ich stehe für Gespräche bereit“, sagt Hümpel in Richtung der Firmen am Flughafen Essen-Mülheim. Gleichwohl bedauere er, wenn der hiesige Flughafen tatsächlich von der Landkarte verschwinden sollte. Jeder Knotenpunkt im Netzwerk sei wichtig fürs Geschäft der Luftfahrt.

Dass es so schnell zum Aus für den Fluglandeplatz in Raadt kommt, glauben dort ansässige Unternehmer längst nicht. „Das ist erst mal nur Geschwätz von Leuten, die nichts über die Rechtssituation wissen“, sagt etwa Lothar Steinbiß, Geschäftsführer der Air Albatros GmbH. Er lässt in Raadt seinen „Roten Baron“ aufsteigen – und zunächst einmal die Rechtslage prüfen, bevor er sich Gedanken über alternative Standorte macht.

Ulrich Langenecker, Teilhaber der Fachschule für Luftfahrzeugführer (FFL), setzt auf gültige Betriebspflichten und Nutzungsrechte am Flughafen. „So einfach kann man die Fläche nicht entwidmen.“ Und doch spricht er von „einer latenten Gefahr“ für die Zukunft seines Betriebes, der Piloten für sämtliche Airlines ausbildet. „Ich schaue mich daher nach Alternativen um.“ Nicht nur in Bottrop.

Flughafen-Geschäftsführer Reiner Eismann sind die Schlagzeilen gar nicht recht, die Kunden seien verunsichert. Abwanderungstendenzen seien ihm aber nicht bekannt. Die Unternehmen schätzten den Standort auch wegen seines Einzugsgebietes mit mittlerem und westlichem Ruhrgebiet sowie dem Bergischen Land. Eismann: „Unsere Standort-Faktoren sind überzeugender als die der Schwarzen Heide.“