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Visa, Mastercard, Paypal: Die Hacker-Gruppe „Anonymous“ hat schon mehrere Wikileaks-feindliche Seiten lahmgelegt. Jetzt blasen sie zum Angriff auf Amazon. Ein Finanzdienstleister will derweil Mastercard und Visa wegen der Zahlungsblockade verklagen.

Unterstützer der Enthüllungsplattform Wikileaks nehmen nach eigenen Angaben bei ihren Cyber-Angriffen nun auch den US-Internetriesen Amazon ins Visier. Die Hacker-Gruppe „Anonymous“ rief am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter dazu auf, im Rahmen der „Operation Payback“ (“Operation Rache“) die Internetseite www.amazon.com massenhaft zu attackieren. Zuvor hatten die Internet-Aktivisten angekündigt, ihren „Daten-Krieg“ gegen Gegner der umstrittenen Enthüllungsplattform ausweiten zu wollen.

In der vergangenen Woche hatte Amazon Wikileaks von seinen Servern verbannt. Das Internetversandhaus, das als Dienstleister auch Platz auf seinen Servern an Kunden rund um die Welt vermietet, warf Wikileaks eine Verletzung der Nutzungsbestimmungen vor, wonach alle Kundenwebseiten im Besitz der Nutzungsrechte jener Inhalte sein müssen, die auf der Seite veröffentlicht werden. Dies sei bei den US-Geheimunterlagen, mit deren umstrittener Veröffentlichung Wikileaks Ende November begonnen hatte, nicht der Fall.

Klage gegen Mastercard und Visa

Der auch für Wikileaks tätige isländische Finanzdienstleister Data Cell ehf hat am Donnerstag eine Klage gegen die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard angekündigt. Die beiden Unternehmen hatten bekannt gegeben, keine Zahlungen mehr an die Enthüllungsplattform weiterzuleiten. Data-Cell-Chef Andreas Fink sagte, er wolle die Kreditkartenunternehmen in London vor Gericht ziehen. Als Reaktion auf die Verbreitung geheimer Dokumente des US-Außenministeriums hatten zahlreiche Unternehmen die Zusammenarbeit mit Wikileaks aufgekündigt.

„Es ist einfach lächerlich zu denken, Wikileaks habe irgendetwas Kriminelles getan“, schrieb Fink. Es sei schwer zu glauben, dass eine solch große Gesellschaft wie Visa es sich leisten könne, politische Entscheidungen zu treffen. Mastercard gab zunächst keine Stellungnahme ab. Der Sprecher von Visa-Europa, Simon Kleine, sagte, Organisationen könnten so lange Gelder über Visa erhalten, solange sie nicht gegen die Betriebsrichtlinien und lokale Gesetze verstießen. Doch, welchen Regeln Wikileaks zuwider gehandelt haben soll, sagte er nicht.

Paypal rudert zurück

Der offensichtliche Versuch, die Finanzflüsse der Enthüllungsplattform trockenzulegen, hat vermutlich zu einer Reaktion sympathisierender Hacker geführt: Die Internetseite von Mastercard war am Mittwoch zwischenzeitlich nicht zu erreichen. Für Unverständnis sorgte vor allem, dass rassistische Organisationen wie der amerikanische Ku-Klux-Klan oder die rechtsextreme British National Party Zahlungen über die Kreditkartenunternehmen abwickeln können.

Die über Visa und Mastercard angewiesenen Spenden für Wikileaks seien noch bis mindestens Mitte kommender Woche eingefroren, sagte Fink. Dadurch verliere seine Firma bares Geld. „Die Verweigerung von Kreditkartenautorisierungen zerstört im Grunde unser Geschäft“, sagte er. Der Online-Zahlungs-Dienstleister PayPal kündigte unterdessen an, das Konto einer Stiftung, die Wikileaks unterstützt, wieder freizugeben.