Washington. .

Das US-Internet-Unternehmen Facebook hat unter Investoren eine Euphorie ausgelöst, die einem Goldrausch gleichkommt. Sie rennen der US-Großbank Goldman Sachs die Türen ein, seit das Institut frisches Geld für das kalifornische Jung-Unternehmen einsammelt. Goldman Sachs, eben erst selbst mit 450 Millionen Dollar bei dem sozialen Netzwerk eingestiegen, bewertet Facebook mit 50 Milliarden Dollar. Damit wäre Facebook mehr wert als die Deutsche Bank oder die Deutsche Telekom. Der Vorgang hat nun die US-Börsenaufsicht auf den Plan gerufen.

„Es ist ein Knaller“

„Es ist ein Knaller“, sagte ein Goldman-Angestellter einem Anleger, der Facebook-Anteile kaufen wollte. Die Bank er­klärte, das Haus habe Anfragen im Gesamtvolumen von „einigen Milliarden Dollar“ erhalten.

Wirklich über den Weg traut der 26-jährige Facebook-Gründer Mark Zuckerberg den Wall-Street-Bankern aber nicht. Zuckerberg hat es nicht eilig, Facebook mit einem Börsengang den kurzfristigen Gewinn-Interessen der Spekulanten auszusetzen. Noch hält der 26-Jährige persönlich ein Viertel an seinem Netzwerk, das er 2004 in einem Studentenwohnheim gründete und das mittlerweile weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer hat, davon fast 14 Millionen in Deutschland.

Erinnerungen an die Internet-Blase 2000

Zuckerbergs Bedenken rühren von den Erfahrungen im Silicon Valley nach dem Platzen der Internet-Blase im Jahr 2000. Auf der anderen Seite braucht Facebook Geld, für Investitionen in Personal und Rechenzentren. Und um wettbewerbsfähig zu bleiben gegen den Konkurrenten Google, der 33 Milliarden Dollar in Bar in der Kriegskasse hat.

Der Goldman-Sachs-Deal erlaubt Zuckerberg, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits könnte er auf diesem Weg bei privaten Investoren rund zwei Milliarden Dollar an Kapital auftreiben. Andererseits müsste er die Bücher nicht offenlegen. Dies erlaubte Facebook, den erwarteten Gang an die Börse noch eine Weile hinauszuzögern.

500 Anteilseigner sind die Grenze

Die amerikanische Börsenaufsicht SEC vermutet aber eine List und nimmt den Einstieg der Privatinvestoren via Goldman-Sachs-Fonds unter die Lupe. Riecht den Aufpassern an der Wall Street das ganze Geschäft doch recht faul. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.

Als privates Unternehmen darf Facebook nicht mehr als 499 Anteilseigner haben. Da­nach besteht eine Pflicht, die Ergebnisse regelmäßig zu veröffentlichen. Die SEC interessiert sich für das Konstrukt der Goldmänner, einen Fonds zu schaffen, der als einziger An­teilseigner auftritt. Tatsächlich stecken dahinter mehrere Hundert Geldgeber, die sich für jeweils mindestens zwei Millionen Dollar in den In­vestmentpool einkauften.

Mehrfach überzeichnet

Im Unterschied zu einem Börsengang darf für private Beteiligungen nicht geworben werden. Hier gibt es aus Sicht der SEC Erklärungsbedarf bei Goldman Sachs, das an seine Kunden via Rundsendung herantrat. Das Investment in Größenordnung von insgesamt 1,5 Milliarden Dollar ist gleich mehrfach überzeichnet.

Die SEC reagiert auch deshalb sensibel auf diese Strategie, weil andere Internet-Unternehmen ähnlich verfahren. Via „Second Market“ und andere neue Plattformen versuchen Firmen wie LinkedIn, Twitter oder Zynga mit wachsendem Erfolg, privates Kapital aufzutreiben, ohne sich der Börsenaufsicht zu stellen.

Banken kassieren Eintrittspreise

Warum das ein Problem ist? Experten sehen in der fehlenden Kontrolle über die später als „Giftpapiere“ bekannt ge­wordenen Investitionen, eine der Ursachen, die erst eine Blase auf dem Immobilienmarkt aufwarfen und später mit der Lehman-Pleite zum GAU auf den Finanzmärkten führte.

Der Unterschied diesmal besteht darin, das Goldman-Sachs vorab über ihre schwache Position informiert. Die cleveren Banker kassieren einen Eintrittspreis in Höhe von rund zehn Prozent der Investition. Während ihre Kunden nicht vor 2013 aus dem Fonds aussteigen dürfen, behält es sich Goldman vor, seine Anteile von 450 Millionen Dollar über Nacht verkaufen zu dürfen.

Facebook-Gründer Zuckerberg will mindestens ein Jahr gewinnen, bevor ein Börsengang kaum vermeidbar wird. Den Privatinvestoren teilte er mit, von April 2012 an werde das Unternehmen seine Ergebnisse offenlegen. Falls die SEC nicht dazwischenfunkt.