Mülheim. .

Die Kürzung der Linie 102 ist vom Tisch! Darauf einigten sich SPD und Grüne, weitere Fraktionen sind mit im Boot. Aber wie viele Fahrgäste nutzen die Haltestellen „Waldschlösschen“ und „Uhlenhorst“ wirklich? Ein Test.

„Auf der Linie 102 kann es zu Fahrtausfällen und Verspätungen kommen“ läuft praktisch in Dauerschleife über die Anzeigenmonitore an der Haltestelle Schloß Broich – in beiden Fahrtrichtungen. Diverse geplante Abfahrtszeiten werden von einem blinkenden „entf.“ ersetzt. Eines ist deutlich: Wer auf die 102 angewiesen ist, der hat es nicht leicht.

Die geplanten Linienkürzungen waren da nur ein weiterer Wermutstropfen: Die Haltestellen „Uhlenhorst“ und „Waldschlösschen“ seien nicht rentabel, hieß es. Darum könne Geld gespart werden, wenn die Linie schon am Heuweg ende. „Mich würde es nicht betreffen, wenn die beiden letzten Haltestellen wegfallen“, kommentiert ein Fahrgast. „Aber es wäre schön, wenn die 102 mal pünktlich käme.“

Anders hingegen sieht das bei Annika Rosin und Kirya Heinemann aus. Die beiden Mädchen fahren jeden Tag bis zum Waldschlösschen. „Ich könnte notfalls noch mit dem Bus fahren“, so Annika, „Aber Kirya müsste dann noch ein ganzes Stück laufen.“ Ihre Freundin fügt hinzu: „Außerdem ist da oben ja auch noch der Hockeyverein!“

Über 500 Unterschriften gegen die Kappung der Linie

Genau. Der HTC Uhlenhorst und ein Reitverein locken viele Jugendliche in den Uhlenhorst, weshalb der HTC auch schon Protest bei der OB eingelegt hatte. Anwohner um Maria Müller hatten über 500 Unterschriften gegen die Kappung der Linie gesammelt. Auch das Gymnasium Broich hielt nichts von der Kürzung und legte Protest ein. Schüler sammelten fast 400 Unterschriften gegen die Pläne, die zwei Haltestellen zu streichen. Für beide Institutionen ist eine Anbindung an das Nahverkehrsnetz natürlich extrem wichtig. Doch wie sieht die nüchterne Realität aus? An einem normalen Wochentag wie dem gestrigen Donnerstag, bei Nieselregen, ist das sogenannte Fahrgastaufkommen an den letzten beiden Haltestellen tatsächlich gering.

„Viel los ist hier nicht“, berichtet auch Straßenbahnfahrer Patrick Dronsig während der kurzen Pause an der Uhlenhorster Wendeschleife. „Zum Uhlenhorst fahren größtenteils Rentner, die mit dem Hund spazieren gehen möchten“. Aber das eben auch nur bei schönem Wetter. Die Sportler des HTC fahren eher abends oder am Wochenende. In diesen Zeiten dürfte die Haltestelle also besser frequentiert sein als in der Woche.

Erleichterung bei Schülern

Aber: Lorenz Heidmann ist kein Rentner, sondern Schüler. Er lebt in der Nähe des Uhlenhorstes und nutzt die 102 regelmäßig. „Jeden Morgen fahre ich damit zur Schule.“ Zu einer Streckenkürzung hat er eine ganz klare Meinung: „Ich bin dagegen!“ Seine einzige Alternative wäre nämlich die Fahrt mit dem Auto.

Während es aber am Uhlenhorst tatsächlich eher einsam zugeht - schon die Haltestelle an sich, flankiert nur von Wald und Schnellstraße, wirkt nicht gerade heimelig - sieht das am Waldschlösschen schon ganz anders aus. Mehrere Fahrgäste steigen hier stets ein und aus, der Bedarf einer Verkehrsanbindung wird schon durch die hiesige Wohngegend deutlich. Hier ist die 102 nicht fehl am Platz.

Fahrgäste, Sportler, Rentner und Schüler reagierten mit Erleichterung auf den Beschluss der Fraktionen.