Mülheim. .

Das Aikido-Dojo "Infinity moves" ist in die Mülheimer Bachstraße umgezogen. Trainerin Iris Scanlon lud zum Tag der offenen Tür - und gewährte Einblicke in den Aikido-Sport, einem defensiven Kampfsport. Viele Interessierte kamen.

Aikido bedeutet Umleitung – nicht wortwörtlich, aber sinnbildlich. Denn der Hauptaspekt dieses betont defensiven Kampfsports, erklärt Aikido-Lehrerin Iris Scanlon, ist das „Umlenken der Energie des Angreifers“. Wie das aussehen kann, erfuhren Interessierte nun in ihren Übungsräumen, dem Dojo „Infinity moves“. Anlässlich des Umzugs in neue Räume an der Bachstraße 15 - 17 lud sie dort zum Tag der offenen Tür.

"Disziplin ist Teil von Aikido"

In den unteren Räumen knubbeln sich die Menschen. Einen weißen Kampfsportdress samt farbigem Gürtel tragen die meisten und stehen nun beisammen, plaudern, lachen, essen Kuchen. Es ist wuselig und eng. Zieht man allerdings die Schuhe aus und steigt die Holzstufen in die erste Etage hinauf, wird man dort von mehr Ruhe empfangen. In dem großen, hellen Raum mit weißen Wänden und weißem, weichem Boden stehen auch Menschen, doch es scheint, als sprächen sie in dieser Umgebung sofort ruhiger. Und nur ein lautes Klatschen von Iris Scaldon ist nötig und alle verstummen sofort. „Disziplin ist auch Teil von Aikido“, betont die Lehrerin und fügt hinzu, „Disziplin ohne Druck.“ Es sei einfach der „Aikido-Weg zu folgen und mit Kraft zu führen“. Das zeige sich auch im Umgang miteinander.

Ein 30-minütiges Training hat die Aikidoka mit ihren Schützlingen an diesem Tag mehrmals geplant. Keine Vorführungen, sondern nur eine Einblick in den Dojo-Alltag – wenn auch an diesem Tag alle anwesenden Kampfsportler zeigen möchten, was sie können. Ganz schön eng wird es da teilweise, wenn die Aikidokas ihre Übungen machen, wenn sie ausgestreckt, sich auf die Unterarme stützend durch den Raum robben, wenn sie sich gekonnt Abrollen und dabei erst über eine, dann über zwei am Boden liegende Mitsportler springen.

Kinder und Erwachsene

Kleinere Kinder, die vielleicht gerade eingeschult wurden, trainieren heute Seite an Seite mit Jugendlichen, mit Erwachsenen; Sportler mit weißem Gürtel stehen neben Schwarzgurten. Kein Pro­blem, sei das, betont Iris Scaldon, die seit 15 Jahren Aikido unterrichtet und seit zehn Jahren einen eigenen Dojo hat: „Aikido ist nicht wettbewerbsorientiert. Es ist nicht so, dass zwei kämpfen und einer gewinnt. Es ist okay, dass einer das schon viele Jahre und besser macht als jemand, der gerade erst angefangen hat.“ Das Miteinander sei wichtig, die gemeinsame Bewegung.

Denn obwohl Aikido defensiv ist, bedeutet das nicht, dass der Verteidiger blockt oder ausweicht. Vielmehr stellt er sich dem Angriff und lenkt die Bewegung so um, dass er den Angreifer überwältigen kann. „Gesunde Bewegung in einer Partnerschaft vollziehen“, nennt Iris Scaldon das. Aikidokas seien „stark an einer mentalen, inneren Kraft, und das setzen sie in Verteidigungstechniken um“. Atem- und Meditationsübungen gehören deshalb zum Training und Chi-Tests: „Mit ihnen prüfen wir, wie es um die innere Kraft bestellt ist.“ Aber auch dies sei keine Wettbewerbssituation, weshalb gerade Kinder Aikido oft als entspannend empfinden würden. Zudem gebe der Sport Selbstbewusstsein, und die Prüfungen, die zwischen den einzelnen mit farbigen Gürteln markierten Rängen liegen, bereiteten Erfolgserlebnisse. Sportlich anspruchsvoll ist es auch: Nach einer Trainingsstunde im Dojo brennen die Muskeln garantiert ganz schön.