Mülheim. .

Bei vielen traditionellen Mülheimer Sportvereinen werden in letzter Zeit Klagen laut: Der Nachwuchs bleibt aus. Woran kann das liegen?

„Man kann das nicht generell sagen,“ so Helmut Bretinger vom Dümptener Turnverein. „Es gibt Sportarten, da boomt es: zum Beispiel Judo.“ Probleme bestünden zumeist bei den „traditionellen“ Sportarten wie Tennis, Volleyball oder Leichtathletik. Bretinger sagt: „Wir versuchen, modern zu sein, wie wir das schon immer gemacht haben“, aber auch das ist offenbar kein Patentrezept. Während der Videoclip-Tanzkurs für Kinder gut ankommt, musste der HipHop-Tanzkurs wegen geringer Nachfrage wieder geschlossen werden.

Ein Problem seien auch die Ganztagsangebote vieler Schulen. Was für berufstätige Eltern ein Segen ist, wird für viele Vereine zum Fluch: Schulturnhallen können erst ab dem späten Nachmittag von Vereinen genutzt werden, und die Kinder kommen nun zur gleichen Zeit nach Hause wie berufstätige Erwachsene. Die Angebote für beide Gruppen müssen also zur selben Zeit stattfinden, und oft fehlen dazu die Örtlichkeiten. „Zum Glück verfügen wir über drei eigene Studios“, so Helmut Bretinger.

Auch Prof. Werner Giesen vom Mülheimer Sportbund sieht den Nachwuchsschwund mit Besorgnis. Zwar seien „noch keine Untersuchungen gemacht“ worden, aber das sei für die Zukunft geplant – im Anschluss wolle man dann „versuchen, den Vereinen Hilfestellung zu leisten“. Giesen stellt allerdings fest: Solche Vereine, die sich intensiv um die Jugendlichen bemühen, verzeichnen meist trotz des gegenläufigen Trends gute Erfolge in der Jugendarbeit und finden auch genügend Mitglieder.

„Es gibt keinen Automatismus mehr wie vielleicht noch vor zehn Jahren“, gibt er zu bedenken. Einst schickten Eltern ihre Kinder schnurstracks in den örtlichen Sportverein – „jetzt müssen die Vereine sich bemühen. Die Eltern gucken sich genau an: Was ist das für ein Verein? Was bekommt mein Kind da?“ Das Konsumdenken weite sich auch auf die Vereinsszene aus. Giesen resümiert: „Man muss schon was tun.“

Zu den engagierten Vereinen zählen beispielsweise der HTC Uhlenhorst, der Hockey und das große „Sorgenkind“ Tennis anbietet. Viele Jahre hatte es hier einen Aufnahmestopp gegeben, da alle Kurse belegt waren, „aber auch wir haben den Rückgang bei den Mitgliedern bemerkt“, so Jugendwartin Merit Tinla. Prompt wurden Maßnahmen ergriffen: Ein Tag der offenen Tür brachte viele neue Mitglieder, „worüber wir uns sehr gefreut haben“. Außerdem wolle man jetzt „ganz gezielt an die Kindergärten und Schulen gehen“.

Auch der Tennisclub MTC Rot-Weiß Raffelberg bemüht sich mit Erfolg um die Jugend, wenn auch dort generell die Mitgliederzahlen sinken: „Tennis ist eben nicht mehr so aktuell“, seufzt Ingeborg Schäfer, die Sportwartin.

Aber gerade die Kinder- und Jugendgruppen seien gut besucht, viele „junge Tennislehrer“ würden sich hier sehr engagieren.