Gerade mal 350 Gäste kamen zum diesjährigen ADAC-Ball in die Stadthalle in Mülheim. Früher waren es einmal 800 bis 900 Besucher, die sich auf mehreren Etagen verteilten. Diesmal reichte das Foyer. Die Zukunft der Veranstaltung ist ungewiss.
Während vor den Fenstern die Ruhr mit Wucht vorbei rauscht, plätschert der traditionelle Winterball in der Stadthalle dahin. Nach fünf Jahrzehnten kriselt der ADAC-Ball, der einst als das gesellschaftliche Ereignis in der Stadt galt.
„Die Wirtschaft brummt, es müsst eigentlich ein volles Haus geben“, meinte ein Ballgast. Weit gefehlt. Gerade 350 Gäste kamen am Samstagabend, es sind einmal 800, 900 gewesen, die sich auf mehreren Etagen verteilten. Diesmal reichte das Foyer.
Etwas ratlos blickt denn auch das engagierte Team des Veranstalters, Automobil-Club Mülheim im ADAC, drein. Was nun? „Wir hören immer wieder: Haltet den Ball aufrecht! Es sei wichtig, dass es auch so etwas in einer Großstadt gebe“, sagt Club-Präsident Bernd Fronhoffs. Wie lange lässt sich bei sinkenden Besucherzahlen ein Ball noch halten? Für den Club ist er inzwischen ein Zuschuss-Geschäft geworden.
2012 wird der Gradmesser
Ist es die wachsende Konkurrenz auf dem Kultur- und Freizeitmarkt im Ruhrgebiet, die dem Winterball zusetzt? Oder wird der Termin zu Beginn des Jahres mittlerweile als ungünstig empfunden, diesmal sogar noch in den Winterferien? Muss das Programm erneut und ständig überarbeitet werden? Oder sollte man vielleicht den Ball in den Sommer verlegen?
ADAC-Ball 2011
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Nachgedacht wird im Club über vieles. „Wir müssen reagieren, wenn die Gästezahlen so klein bleiben“, sagt Fronhoffs und sieht den Ball 2012 als Gradmesser: Dieser findet erst am 14. Januar, jenseits der Ferien statt.
Auch positive Entwicklungen
Dabei gibt es durchaus auch positive Entwicklungen: Zufrieden blickt man auf die jüngere Gästeschar. Sie ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Doch wo, fragt man sich im Club, ist jene gesellschaftliche Schicht geblieben, die das Leben in der Stadt prägt und lenkt? Die Wirtschaft ist nicht sonderlich stark vertreten, die Zahl der Politiker lässt sich an fünf Fingern abzählen, und ebenso wenig taucht die Stadtspitze aus dem Rathaus beim Ball auf.
Bernd Fronhoffs spricht das Wir-Gefühl in Mülheim an. Wo ist es geblieben? Einen größeren Zusammenhalt wünschte er sich im Stadtleben, und das sollte sich dann halt auch auf so einem Ball zeigen. Fronhoffs ist nicht der einzige, der so denkt in Mülheim.
Die Zukunft ist ungewiss
Die Zukunft des Balls ist ungewiss, auch wenn sich die meisten am Samstag gut amüsiert und unterhalten haben. Die Stadthalle wünschte sich dabei mancher an dem Abend jedoch etwas festlicher, das Programm anspruchsvoller. Doch das ist alles ein Frage des Geldes. Fronhoffs kennt die Diskussionen: „Wir haben vieles in den vergangenen Jahren ausprobiert, allen alles recht zu machen, geht nicht.“
Auch diesmal nicht. Während die einen dem Tina-Turner-Double, Dana Smith, zujubelten, wendeten sich andere ab: Was hat das auf einem Ball zu suchen? Die Band High Energy bot Party-Musik querbeet. Durchschnitts-Kost. Klassische Tänze gab es eher wenige.
Je später der Abend, desto besser wurde die Stimmung. Wer es ruhiger liebte, hatte sich längst – mit oder ohne Zigarre – zu Franck Kade K. verzogen, der in einer Ecke am Klavier spielte. Volles Haus herrschte ab Mitternacht im Caruso. Dort war man dann aber auch schon weit einem klassischen Ballzauber entrückt und mehr bei einer Ü 30-Party in Ballkleidern angelangt. Wer tanzte, dem gefiel’s. Scheinbar auch bei „Viva Colonia“-Gesängen an der Ruhr.
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