Los Angeles. .
Die Mammografie zur Brustkrebs-Früherkennung ist bei Experten umstritten. Tatsächlich konnten Forscher jetzt bestätigen, dass der Nutzen eher einer Therapie als der Röntgenuntersuchung zu verdanken ist.
Landesweite Mammografie-Programme zur Früherkennung von Brustkrebs nützen Frauen offenbar weit weniger als bisher vermutet. Nur ein Drittel der reduzierten Sterblichkeit, die bisher der Brustkrebs-Vorsorge gutgeschrieben wurde, geht einer großen Studie zufolge tatsächlich auf das Konto der Röntgenuntersuchung. Der Großteil des Nutzens resultiert aus einer besseren Therapie, ist das Ergebnis der norwegischen Untersuchung.
Mammografie-Untersuchung in der Kritik
Seit Jahren diskutieren Experten auch in Deutschland kontrovers über den Nutzen des Brustkrebs-Screenings. Bundesweit erkranken jährlich über 58.000 Frauen an einem Mammakarzinom, 18.000 Patientinnen sterben an der Erkrankung. Zur Vorsorge sollen sich Frauen zwischen 50 und 69 Jahren in zweijährlichem Abstand per Mammografie untersuchen lassen. Solche Screening-Programme senken nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um etwa 25 Prozent. Andere Gruppen siedeln die Zahl eher bei 15 bis 23 Prozent an.
Vorteile des Screening sind gering
„Im Gegensatz zur Meinung der Leute ist es nicht der große Lebensretter“, sagt Jeanne Mandelblatt von der Georgetown Universität in Washington. „Es ist kein Wundermittel.“ Die nicht an der Untersuchung beteiligte Onkologin leitete im vergangenen Jahr sechs Expertenteams, die im Auftrag der US-Behörden neue Leitlinien zur Mammografie erstellen sollten.
In der neuen Studie untersuchten Mediziner der Universitätsklinik Oslo um Mette Kalager die Auswirkungen der Brustkrebsvorsorge, die 1996 in einigen norwegischen Provinzen eingeführt und wenig später landesweit ausgedehnt wurde. Ebenso wie in Deutschland werden Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre eingeladen. Insgesamt folgten 77 Prozent dieser Einladung - weit mehr als in Deutschland, wo der Anteil bei etwa 54 Prozent liegt.
Trotz der großen Resonanz war der Nutzen des Programms offenbar spärlich: Mit der Einführung der Mammografie sank die Zahl der Brustkrebs-Todesfälle in der untersuchten Provinz zwar tatsächlich binnen eines Jahrzehnts um 28 Prozent. In einem anderen Landesteil ohne die Vorsorge nahm die Mortalität im gleichen Zeitraum aber ebenfalls deutlich ab, um 18 Prozent. Fazit: Die Früherkennung verringerte die Sterblichkeit lediglich um zehn Prozent.
Der Großteil der Rückgangs, so die Forscher, basiere also nicht auf den Untersuchungen, sondern auf der besseren medizinischen Versorgung.
Krebsgesellschaft rät weiterhin zur Mammografie-Untersuchung
Die Untersuchung überzeugt die Amerikanische Krebsgesellschaft nicht. Die Organisation rät Frauen sogar, sich schon ab dem Alter von 40 Jahren jährlich untersuchen zu lassen. Der geringe Nutzen der Mammografie in Norwegen gehe möglicherweise auf die kurze Zeit der Nachbeobachtung von durchschnittlich 2,2 Jahren zurück, erklärte der medizinische Leiter Otis Brawley. „Der gesamte wissenschaftliche Datenfundus stützt die Tatsache, dass regelmäßige Mammografie bei Frauen ein wichtiger Teil der präventiven Gesundheitsfürsorge ist“, betont er. „Die Leitlinien der Amerikanischen Krebsgesellschaft verbessern die Aussicht, dass Brustkrebs im Frühstadium erkannt und erfolgreich behandelt wird.“
Anders lautet das Fazit von Gilbert Welch vom Dartmouth College: „2.500 Frauen müssten zehn Jahre lang regelmäßig untersucht werden, um einen Todesfall durch Brustkrebs zu verhindern“, kalkuliert der US-Internist. „Aber es ist auch wichtig, was mit den anderen 2.499 Frauen passiert, die sich der Vorsorge unterziehen.“ (dapd)