Mülheim. .
Der Mülheimer Auberg entwickelt sich – seit der Übernahme durch den Regionalverband Ruhr – zu einem wichtigen Naherholungsgebiet und einem Schutzgebiet für seltene Tiere und Pflanzen. Dieser Spagat ist nicht immer einfach.
Seit der RVR vor drei Jahren den Auberg vom Bund gekauft hat, versuchen sich seine Mitarbeiter in einem schwierigen Spagat. Dem Ausbau wichtigen Naherholungsflächen in einem Ballungsraum und dem Erhalt von Schutzgebieten für Pflanzen und Tiere auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. „Die Entwicklung ist positiv“, sagt Gerhard Klesen, der als Teamleiter West beim RVR für den Auberg zuständig ist. Gerade hat er eine Walkerin mit ihren beiden Hunden gebeten, den Reitweg zu verlassen – zu ihrem eigenen Schutz. Denn ein galoppierender Reiter rechnet hier nicht mit Fußgängern (oder Radfahrern). Das muss er auch nicht.
Die blauen Gebotsschilder für Reiter bedeuten, dass niemand anderes den Weg benutzen darf. Die Dame ist einsichtig und wechselt auf den Wanderweg. Gegen ihre beiden nicht angeleinten Hunde hat Klesen nichts, weil die Tiere folgsam sind und nahe beim Frauchen bleiben. „Die Reitwege werden demnächst auch intensiver beschildert“, kündigt Gerhard Klesen an. Und im Spätherbst direkt neben den Wanderwegen neu angelegt, breiter gefräst und mit Sand belegt.
Hundewiese wird gut angenommen
„Wenn das so weitergeht, wie bisher, sind wir in zwei drei Jahren am Auberg, da wo wir hinwollen,
ohne dass jemand verzichten muss“, ist Klesen überzeugt. „Es geht ja nur über die Aufklärung der Leute.“ Das hat bei der Hundewiese gut geklappt, wie Klesen aus vielen Mails weiß, aber man sieht es auch: An einem verregneten Augustmorgen ist hier, am Ende des Eschenbruchs, gut was los: Viele Bellos in allen Größen toben über die fünf Hektar große Wiese.
Die Hundefreunde haben auch gefragt, ob sie Mutterboden bekommen könnten, um die Wühllöcher auf der Wiese selbst ausbessern zu können. Es soll möglich gemacht werden. „Die ungeregelte Parksituation müssen wir hier auch noch verbessern“, sagt Klesen. Wenn die Stadt dem Eschenbruch in 2011 eine neue Asphaltdecke spendiert, wird der Parkplatz vom RVR mitsaniert und mit Markierungen versehen, damit Platz für mehr Autos ist und der Reiterhof nicht zugeparkt wird.
Neue Obstbäume sollen kommen
Ohne Schilder geht es nicht, und es werden mehr: Auch einige Reiter tun hier das, wobei man manchen Hundehalter beobachten kann: Laufen mit ihren Tieren Schneisen in die Heuwiesen. „Dann hat der Landwirt weniger Ertrag,“ erklärt Klesen. Denn von den etwa 80 Hektar Grünfläche auf dem Auberg (der Rest der insgesamt 120 ha sind bewaldet) ist ein Großteil verpachtet – zu besonderen Bedingungen.
Die Wiesen werden nicht gedüngt und nur zweimal im Jahr gemäht, damit die Gräser reifen und sich selbst aussähen können und die Bodenbrüter bei ihrer Kinderstube ungestört sind. Auf den Wiesen kann man überall auch unbeschnittene Rückzugsinseln für seltene Vögel wie die Feldlerche sehen.
Natur pur findet der Erholungssuchende reichlich auf dem Auberg, aber auch nur, wenn behutsam eingegriffen wird. Die Galloway-Rinder auf der alten Streuobstwiese halten die Brombeeren davon ab, alles zuzuwuchern. Die Wiese soll künftig wachsen: 80 neue Obstbäume werden hier bald zusätzlich gepflanzt, alte Sorten, die man kaum noch kennt.
Aufklärungsarbeit ist Sisyphusarbeit
Manchernorts, wo noch verbotenerweise geparkt wird, wird neuer Pflanzenwuchs das künftig verhindern. Es soll da Ruhe einkehren, wo die Natur Ruhe braucht, damit die Tiere wiederkommen, und die Pflanzen. Beispiel Feldlerche: „Es müsste hier eine Menge davon geben. Aber sie haben keine Ruhe beim Brüten.“ Die Aufklärungsarbeit sei „Sisyphusarbeit“ sagt Klesen. Es gehe nur Schritt für Schritt.
Nur ganz wenige zeigten sich unbelehrbar, klopften auf vermeintliches Recht, weiß Klesen und betont, dass es keine Genehmigung vom RVR gibt, Hunde frei auf den Wiesen laufen zu lassen. In den Auberg-Waldgebieten gehörten sie ohnehin an die Leine.
Im Oktober wird es wieder Neuerungen geben: So soll die große Wiese gegenüber der Hundewiese nach der letzten Mahd „Multifunktionswiese“ werden. Zum Drachensteigen lassen und für Prüfungen in Hundevereinen. Letztere müssen sich aber anmelden.