Mülheim. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Radwege. Die Schneeräumung für den Drahtesel hat meistens nur untere Priorität. Wer mit dem Rad unterwegs ist, fühlt sich schnell wie die Kuh auf dem Eis. Der ADFC fordert die Gleichberechtigung bei Winterwetter.
Wenn es draußen weiß ist, wie der Schaum auf meinem Morgenkaffee, muss ich nach dem letzten Schluck eine erste Entscheidung treffen: Drahtesel oder Bus? Es ist keine. Radfahrer sind gefühlte Verkehrsteilnehmer dritter Klasse.
Schlingern wie die Kuh auf dem Eis
Und dennoch: „Es gibt kein schlechtes Wetter”, denke ich, „nur schlechte Radwege.” Die haben noch um 10 Uhr einen weißen „Belag”, wenn ich mich von Saarn in die Innenstadt aufmache. Säuberlich geräumt sind die Fußwege, denn das ist Privatsache. Auf der Düsseldorfer Straße, wo ich den Bürgersteig mit allen teile, die auf zwei Beinen unterwegs sind, schlinger ich aber wie die Kuh auf dem Eis. Nichts wie runter da.
Doch selbst auf der Straße ist der Schneematsch diskret auf den Radweg geschoben worden. Kein sicheres Durchkommen, daher wähle ich die Fahrbahn. Das gefällt den Kollegen auf vier Rädern nicht besonders, aber sie überholen rücksichtsvoll. Dickes Lob. Rechtlich bin ich mit dem Rutsch auf die Fahrbahn auf der sicheren Seite, wie mich Norbert Marißen vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub informiert: „Wenn Radwege unzumutbar sind, muss man sogar auf die Straße.” Das gilt auch bei Laub oder Scherben. „Benutzt man den Gehweg”, warnt er, „ist das eine Ordnungswidrigkeit.”
Räumfahrzeuge für Radwege sind selten
Klar, dass der ADFC die Gleichberechtigung des Radweges bei der Schneeräumung fordert: In den meisten Städten steht er aber hinten an. „Nur wenige reiche oder fahrradfreundliche Städte haben Räumfahrzeuge für Radwege”, sagt Marißen. Die MEG verfügt zwar über geeignete Fahrzeuge. Sie räumen aber Fußgängerwege auf Brücken. „Das Rad hat untere Priorität”, räumt ihr Geschäftsführer Jürgen Jeppel ein. Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamts, will den Steuerzahler eben nicht noch mehr für die Straßenreinigung zahlen lassen. Sein Rat zum Rad: „Bei dem Wetter sollte man sich überlegen, ob man damit unterwegs sein will.” Recht hat er, jedenfalls unter diesen Umständen.